Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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II.

Den schimmernden Gletscher, den Wolken so nah'
Der Herrlichste wählt ihn zum Throne,
Allabendlich weilet und sinnet er da
Im Strahl der versinkenden Sonne.

Drum, wie die Sonne abwärts geht,
Steig' auf ich leicht geschürzt,
Wenn's aus den Bergen rings schon weht,
Von Tannenduft gewürzt.

Steil führt der kleine Pfad hinan
Erst unter Buchendach;
Dann kommt die ernste Tanne d'ran,
Krummholz jetzt nach und nach.

Die mich bisher begleiteten,
Cyclamen und Epheu,
Die bleiben weiter unten steh'n;
Hier wird's zu hoch und frei.

Das Haidekraut, die Alpenros',
Sie flüstern mir schon zu
Aus ihrem Nest im Felsenschoss,
»Komm', teile uns're Ruh'!«

Als gab' es Ruh', als gab' es Rast
Für's kranke Menschenherz!
Von toller Sehnsucht wild erfasst
Strebt's stets olympuswärts.

Hier oben weiss ich einen Bronn',
Nur wenigen bekannt,
Seit grauer Vorzeit wird er schon
Der Zauberquell genannt.

Und trinkt, so heisst's im Volkesmund,
Ein SonntagskindElisabeth war ein Sonntagskind, in der »zwölften Stunde« geboren und hatte bei der Geburt schon zwei Zähne – dies alles nach bayrischer Volksmeinung Glückszeichen. (Die »zwölfte Stunde« war freilich etwas ungenau. Laut Taufurkunde wurde Elisabeth um 10.41 Uhr am Abend geboren.) davon,
Geboren um die zwölfte Stund
Mit zweien Zähnlein schon,

So schwingt sich's auf als stolzer Aar
Zum blauen Firmament,
Wo hoch im Äther, rein und klar,
Die gold'ne Sonne brennt.

Doch meine Sonne, die bist du,
O hehrer Achilleus!
Dir schlagen meine Flügel zu,
Wo du dort thronst am Eis.

O stoss' ins Herz mir deinen Speer,
Lös' mich aus einer Welt,
Die ohne dich so öd, so leer,
Umsonst mich ferner hält.


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