Helmut Wördemann
Gedichte
Helmut Wördemann

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Die reuige Wut

Es war einmal eine Wut, die schlug um sich wie die Flammen eines gerade geschürten Lagerfeuers.

»Ich werde euch alle vernichten!« tobte sie und leckte mit glühender Zunge alles, was sie erreichen konnte.

Da wimmerte die ganze hell erschreckte Umwelt vor Schmerzen und schrumpfte zu Asche. Nun erst merkte die Wut, daß sie zerstörte, was sie noch brauchte, wenn sie keine Wut mehr war. Die Wut war nämlich nur ein Zustand. So wie das Eis ein Zustand des Wassers ist und sich unter der Sonne auch wieder in Wasser verwandelt, so ist die Wut ein Hitzezustand, der sich wieder abkühlt und dann ganz andere Wünsche hat. Das Eis will die Fische einsperren, das es als Wasser so gerne in sich schwimmen läßt. Beißend heißes Wasser will fressen, was es sonst gerne wäscht und kost.

»Es ist zu spät,« seufzte die Wut mit wehem Gesicht.

»Mach das Beste daraus,« wisperte die Asche der niedergebrannten Freundschaft, »sähe deinen besten Samen in mich. Dann gehe ich wieder auf.«

Unter diesen Worten verwandelte sich die Wut in Liebenswürdigkeit, und es gelang, frischen Frieden aufsprießen zu lassen wie zufrieden wuchernde Pflanzen.

 


 


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