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Es war einmal ein Misthaufen, der lebte jahrelang in dem befriedigenden Selbstbewusstsein, als Pflanzen-Kraftstoff gebraucht zu werden, denn er kam regelmäßig auf den Acker, Schicht für Schicht – bis er mehr und mehr vom Kunstdünger abgelöst wurde.
»Das liegt daran,« sagte er sich, »dass ich als Abfall gelte. Aber was bin ich denn anderes? Nun, wenn ich's recht bedenke, bin ich doch immerhin ein besonderer Abfall, ein nützlicher Dreck. Dafür opfere ich mich auf. Wenn ich nichts taugte, bliebe ich hier liegen und würde immer, immer größer. Wie ist es aber in Wirklichkeit: Ich werde -wenn auch nicht mehr so häufig wie früher- abgetragen und auf's Feld gebracht, um zu zeigen, was ich kann. Dann entpuppt sich, wie stark ich bin und wie vielseitig: Ich nähre Roggen, Weizen, Hafer, Kartoffeln, Rüben und noch manches mehr. Aber anstatt mich zu respektieren und mir zu danken, rümpfen die Menschen die Nase über mich. Sie können einfach nur das denken, was sie wahrnehmen. Ich sehe nicht gut aus, und ich stinke -also tauge ich nichts. Und wenn das Getreide steht und das Gemüse gedeiht, dann war's natürlich die schöne Sonne.
Diese schiefäugige Ungerechtigkeit!
Und nun? Immer mehr hat man mich durch Kunstdünger ersetzt, dieses eingebildete feine Zeug. Und? War es besser? Ist es besser? Oh nein. Hahaha, es ist giftig!
Diese Menschen, sie wollen und wollen nicht klein beigeben. Müssten sie jetzt nicht eingestehen, dass ich auf gesündere Weise fruchtbar bin, auch wenn ich stinke und hässlich aussehe? Nein, nein, jetzt wollen sie mir schädliches Schwermetall andichten. Dabei sind manche Schwermetalle geradezu notwendig. Nicht für alle Pflanzen, das gebe ich zu. Aber alles in allem bin ich doch wohl der bessere Dünger. Jawohl, denn ich gehöre zum Kreislauf der Natur, zum Kreislauf. Ich weiß, wie's weitergeht, wenn alles nur noch Matsch ist. Das ist symbolisch, ich bin symbolisch: Der letzte Dreck ist noch so gut, dass goldene Nährwerte daraus erwachsen. -Gute Nacht.«