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Es war einmal ein Stichling, den hatte ein Junge gefangen und in sein Aquarium zu den Goldfischen gesteckt. Die Goldfische ärgerten sich über diesen hässlichen neuen Mieter und wiesen ihm erbost eine Ecke an, die er nicht verlassen durfte. Sie zeigten ihm bestimmte Stellen im Kiessand am Boden und im Gestrüpp der Pflanzen, die seine Grenzen markieren sollten. Über diese durfte der Stichling nicht hinwegschwimmen.
Der Stichling, der nach dem ersten Schrecken allmählich froh darüber geworden war, dass er fortan in wärmerem Wasser als draußen im Kanal-Bach und in feinerer Gesellschaft leben durfte, erstarrte vor Gram über die Engherzigkeit seiner neuen Mitbürger, die sich abriegelten, indem sie ihn ausschlossen.
Die Kinder aber, die der Junge mitbrachte, um ihnen seinen neuen Fang zu zeigen, stießen mit den Fingern ans Glas des Aquariums, um den Stichling in die Mitte unter die Goldfische zu treiben. Vor ihnen hatte der Stichling noch mehr Angst, so dass er ihrem drängenden Klopfen nachgab.
»So ist es schön!« riefen sie, als der Stichling nervös zwischen den Goldfischen schwamm. »Ja,« sagte der Junge, »jetzt sieht man erst, wie hübsch die Goldfische sind.«
Als die Goldfische das hörten, besannen sie sich, hielten Rat miteinander und beschlossen, den Stichling zu ihrem Mittelpunkt zu machen, denn keiner wollte weiter als die anderen von ihm entfernt sein, um nicht weniger schön vom Hässlichen abzustechen.
Der Stichling aber dachte: »Bin ich nicht der Schönste, so bin ich doch der Wichtigste. Ist es doch meine Hässlichkeit, die ihre Schönheit so schön macht. Und ich bin lieber wichtig als hübsch.«