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Es war einmal ein kleines Glück, das war so unbeschwert und luftig wie ein Schmetterling. Deshalb mochte seine Mutter, das große Glück, es nicht gerne gängeln, sondern ließ es heiter im Sonnenlicht gaukeln und mit den anderen Kindern die Freiheit genießen.
Nun hatte aber das Glück an sich selber nicht genug. Es konnte sich nur wohl fühlen, wenn es bei den Menschen wohnte. Hier allerdings hielt es sich nirgendwo lange auf, es flatterte in einer weiten, breiten Schar mit seinen vielen Geschwistern in die Stadt, man verteilte sich, hob wieder ab, verteilte sich erneut, und so immer weiter. Auf diese Weise empfingen die Menschen mal dieses, mal jenes kleine Glück. Und manchmal, wenn eines der Kinder verloren war, kam das große Glück persönlich, um es zu suchen.
Das kleine Glück, von dem hier die Rede ist, kam nach einem Wochenausflug weinend zur Mutter heim. Es war vor Trauer zusammengeschrumpft und kaum noch zu erkennen.
»Keiner liebt mich,« sagte es zur Mutter, »ich habe alles versucht, doch keiner will mich haben.«
»Du bist ein Dummkopf,« schalt das große Glück, »und solltest eben deshalb nicht so eigensinnig sein. Wärest du erst in der Nähe deiner größeren Geschwister geblieben, so hättest du gelernt, dich den Menschen gefällig zu machen. Ich weiß alles, denn die Menschen wenden sich ja immer nur an mich.«
»Was habe ich denn falsch gemacht?« fragte das kleine Glück jammernd, »ich gehe kaputt, wenn das so weitergeht.«
»Kindchen, reg dich nicht auf. Ich sage dir: Was du tust, ist nicht so wichtig, wie du meinst. Dass du an der rechten Stelle und zur rechten Zeit etwas tust, darauf kommt es an. Aber was hast du getan? Einem Blinden hast du schöne Blumen gezeigt, einem Tauben hast du liebliche Musik vorgespielt und einem Stummen hast du einen schwatzhaften Papagei zufliegen lassen. Das war sehr unachtsam von dir. Jetzt flattere wieder los und mach es richtig.«
Nach einer weiteren Woche kehrte das kleine Glück im Jubelflug zurück, so leicht und beschwingt. Dabei war es viel dicker geworden.
»Ich muss schnell wieder weg!« rief es schon von weitem der Mutter zu. »Die Leute warten auf mich. Juchhuh!«
»Ich weiß, ich weiß. Jetzt hast du gelernt, dich anzupassen. Merke dir: Auch das Glück ist nur dann tüchtig, wenn es den menschlichen Bedürfnissen entspricht. Das hochmütige Glück bleibt allein und geht an sich selber zugrunde, weil es nur ein Gefühl ist, den passenden Körper muss es sich suchen.«