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Es war einmal ein junger Braunbär, der traf auf einem Spaziergang im hohen Norden einen schneeweißen Eisbär. Da kam er sich sehr dunkel und schmutzig vor:
»Du!« rief er, »wie machst du das, daß du so sauber bist, so rein?«
Der Eisbär dachte: »Der Trottel kommt mir gerade recht. Bildet sich wohl ein, Farbe in meine Einöde zu bringen und will mich dabei noch verhöhnen.«
Laut aber antwortete er:
»Das ist kein Problem, Junge. Bleib´ nur bei mir. Ich zeig dir, wie man weiß wird.«
Der junge Braunbär freute sich schon im voraus auf das überraschte Gesicht der Mutter, wenn er eines Tages in lilienweißer Unschuld heimkehrte. Und er blieb.
Ach, war das eine Leidenszeit. Trotz seines dicken Pelzes fror er unbändig, denn er mußte immer auf Eis gehen und seine Pranken und seine Schnauze in Eislöcher stecken, um Robben oder Fische zu fangen. Dabei war der Eisbär noch sehr ungehalten, denn er selbst schwamm unter dem Eis an die Luftlöcher der Robben und Fische, um sie dort zu überraschen und zu erbeuten. Das aber wollte der Braunbär ihm nicht nachtun. Unangenehm war auch die weiße Herrlichkeit von oben, der brillante Schnee; der war aber nicht ganz so schlimm wie der scharf regierende Winterwind.
Als der junge Braunbär dem weißen Eisbär ein Jahr lang gedient hatte, war er noch immer braun; es sei denn, es hatte gerade geschneit.
»Nein,« brummte er, »das mach ich nicht mehr mit. Ich hau wieder ab.«
»Du mußt Geduld haben,« versuchte der Eisbär ihn zu überreden, »so schnell wird man nicht rein. Innerlich hat es schon angefangen, glaub mir. Ganz allmählich wird die weiße Unschuld auch deinen Pelz färben.«
»Nein,« der Braunbär schüttelte den schweren Kopf, »ich will wieder nach Hause.«
»Dann verschwinde und laß dich hier nie wieder sehen!« brüllte der Eisbär ihn an.
Als der Braunbär zu seiner Mutter nach Hause kam, lief sie ihm liebevoll entgegen. Das ganze Jahr hatte sie sehnsüchtig auf seine Heimkehr gehofft, und nun war er da, so schön wie er gegangen war.
Der Junge erzählte seiner Mutter von seinen vergeblichen Bemühungen, sauber und rein zu werden. Dabei kamen ihm die Tränen, denn er meinte, er habe kläglich versagt.
»Du dummer Junge,« schalt die Mutter zärtlich, »du bist doch ein Braunbär, du mußt doch braun sein. Warum läßt du dich auch von einem kalten Eisbären verspotten. Der wäre froh, wenn er ein bißchen Farbe hätte. Und glaub ja nicht, daß der anständiger ist als wir. Im Gegenteil, das hast du ja auch gemerkt, der tötet andere Tiere, um sich zu ernähren. Wir aber begnügen uns mit Pflanzen und Früchten, abgesehen von den paar Insekten, die wir vertilgen, und vom Aas; wem schadet das schon? Ja, mein Kind, selbst wenn du dreckig bist, bist du noch edler als diese weißen Westen.«