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Es war einmal ein Holzbein, das hinkte immer ein bisschen hinterher. Deshalb schimpfte das gesunde Bein:
»Was stellst du dich so an? Immer lässt du mich vorangehen und den Weg bereiten, bevor du dich einen Schritt weiter wagst. Du solltest dir mehr Mühe geben, dann kämen wir beide viel besser miteinander aus.«
Das Holzbein schwieg, es konnte ja nicht anders. Wie aber sollte es das dem gesunden Bein beibringen.
»Was man selber nicht fühlt,« dachte es verbittert, »kann man anderen nicht nachfühlen.«
Eines Tages aber kamen sie in einen Wald. Und in einem finsteren Hohlweg fiel ein Räuber mit einem Knüppel über sie her. Da stürzten die Beine. Das gesunde Bein, das im Sturz beinahe gebrochen wäre, streckte sich jammernd aus und schluchzte über die schmerzhaften blauen Flecken, die an zwei oder drei Stellen aufquollen. Das Holzbein verunglückte noch schlimmer. Es blieb zwar heil, riss jedoch aus seinem Lederhalfter und war nun ganz daneben. Es nutzte seine Unabhängigkeit aber sofort, sprang auf, schnellte in die Luft und sauste mit beschleunigtem Gewicht auf den Kopf des Räubers nieder, so dass dieser ohnmächtig zu Boden ging.
Als der Gangster festgenommen und das Holzbein wieder angeschnallt war, wimmerte das gesunde Bein noch immer. Aber es entschuldigte sich mit einem Lob:
»Du bist doch ein toller Kerl. Ja, ich hätte dich nicht so voreilig verurteilen sollen. Es kann doch immer mal eine Situation eintreten, in der einer gebraucht wird, den man vorher zum Teufel gewünscht hat.«