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Es war einmal ein Fernglas, das musste immer bei anderen Leuten ins Fenster sehen und Szenen vergrößern, die eigentlich verborgen sein wollten.
»Ich schäme mich,« gestand das Fernglas der Brille, als diese einmal neben ihm liegen geblieben war, »ein paar Mal habe ich schon versucht, mich zu beschlagen, aber das klappt nicht bei jedem Wetter, und dann muss ich doch wieder indiskret sein.«
»Ich kann dich wohl verstehen,« sagte die Brille, »auch ich muss manchmal Dinge vergrößern, die sich nicht gehören. Schlimm genug, dass sie geschrieben und gedruckt wurden, aber dass ich sie dann auch noch Wort für Wort hervorheben muss...Immerhin, es sind nur Buchstaben, und bei dir ist es das Leben selbst.«
»Was soll ich denn machen, um anständig zu bleiben?«
»Du? Nun, du bestehst doch aus Objektiv und Okular, die sich ihrerseits aus Linsen zusammensetzen, du brauchst dir doch nur einen Ruck zu geben, so dass dein Linsengefüge sich verstellt, und schon sieht man nicht mehr, was man sehen will.«
Da geriet das Fernglas, das an einem Stuhl vor der Fensterbank hing, ins Wanken, schüttelte aber schließlich den Kopf und meinte mit unsicher blinkenden Augen:
»Nein, das kann ich nicht. Ich habe möglichst versucht, die Wahrheit zu verschleiern. Aber verzerren kann ich sie nicht. Damit würde ich einen ganz falschen Eindruck bewirken.«
»Sicher,« dachte die Brille und verkniff sich eine laute Antwort, »und wegwerfen würde man dich auch, also bist du lieber schamlos als unehrlich.«