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Es war einmal eine Kristallschüssel, die war so schön, dass sie nur für Götterspeisen, Puddinge und bunte Eisportionen gebraucht wurde. Die Porzellanschüsseln konnten das nicht haben. In ihrer neidvollen Unruhe zogen sie sich nach und nach zurück und ließen sich schließlich sogar über den Tischrand fallen, so dass die Suppen und Soßen, die Kartoffeln, Nudeln und das Gemüse sich auf dem Boden verteilten und ganz dreckig wurden.
»Ihr habt ja noch die Kristallschüssel,« knirschten einige der Scherben, während sie rachedurstig starben, »soll die doch mal die gewöhnliche Arbeit tun und die weniger ansehnlichen Speisen auftragen.«
So geschah es dann auch zu der ersten Mahlzeit, nachdem die letzte Porzellanschüssel sich selbst zerstört hatte.
»Nein,« sagte der Vater am Mittagstisch, »das geht nicht. Linsensuppe kann man nicht in einer Kristallschüssel servieren. Das schmeckt mir nicht.«
»Du hast recht,« sagten die Mutter und die Kinder, »das richtige Essen muss aus deftigen Porzellanschüsseln kommen.«
Die Scherben, die inzwischen schon zusammengefegt waren und im Mülleimer lagen, hörten diese verspätete Anerkennung und bereuten, dass sie so schnell aufgegeben hatten.