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Helmut Wördemann

Gedichte

Das unzerstörbare Roggenkorn

Es war einmal ein Roggenkorn, das wurde vom Mähdrescher erfasst und aus seinem Häuschen gerüttelt, als es gerade im besten Mannesalter war. Doch es ließ sich nicht entmutigen: »Irgendwie,« sagte es sich, »werde ich es schaffen und werde wieder mein eigenes Heim haben, mit Kindern.«

Tapfer hielt das Korn seine Seele zusammen, als es verarbeitet und im heißen Ofen zu Vollkornbrot gebacken wurde.

So war es ganz natürlich, dass es fast schadlos in den menschlichen Körper gelangte und trotz der Weiterverarbeitung in der Verdauungsautomatik komplett und im guten alten Geist weiterlebte, bis es schließlich wieder auf einem Acker landete und sich zu neuem Wachstum rüsten konnte. Nun ging zwar der Wunsch des Kornes, eines Tages ein eigenes Häuschen zu haben, nicht in Erfüllung, aber er wurde selber ein hohes Haus – mit vielen ährenhaften Kindern.