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Es war einmal ein Stück Seife, das reinigte die Haut der Menschen so duftend, dass es noch lange nach dem Waschen weiterwirkte und überall einen guten Eindruck machte. Leider behandelten die Kinder das Stück Seife sehr geringschätzig. Die einen hatten keine rechte Lust, sich zu waschen, und spielten mit der handlichen glatten Seife wie mit einem Kieselstein, den sie sich jauchzend zuwarfen. Sie jauchzten abwechselnd: Entweder schrie der vor Vergnügen, der die glitschige Seife aufgefangen hatte, oder der Werfer kreischte vor Schadenfreude, wenn die Seife dem Fänger weggeflutscht war. Andere Kinder versuchten in der Badewanne, mit der Seife Schiffchen zu spielen. Dann ging sie unter und löste sich langsam auf.
Die Seife litt unter diesem groben Umgang. Sie bekam Flecken und magerte zusehends ab.
»Wenn ich mich nicht davonmache, bleibt nicht viel von mir übrig,« grübelte sie unter Schmerzen. Und schon beim nächsten Wurfspiel der Kinder gab sie sich einen Stoß, geriet dadurch beim Wegschleudern ins Trudeln, schlug einen Haken und verschwand hinter einem Schränkchen unter dem Waschbecken. Das war kein großes Kunststück, denn die Seife bestand nur noch in einer flachen Scheibe.
Und doch unterschätzte sie sich. Die haushälterische Mutter der übermütigen Kinder dachte gar nicht daran, auf die noch brauchbare Seife zu verzichten. Nachdem die Mädchen und Jungen in ihrer Lustlosigkeit vergebens gesucht hatten, machte sie sich selber ans Werk, räumte das Schränkchen weg und entdeckte die Seife.
»Ich bringe dich jetzt in Sicherheit,« sagte sie, mehr für die Kinder als zu der Seife. Sie nahm ein Säckchen aus feinem Kunststoffdraht, in dem sich schon andere Seifenreste befanden, und steckte den Ausreißer dazu.
»So, jetzt wird wohl keiner mehr mit dir herumspielen, dazu bist du jetzt zu grob. Aber zusammen mit den anderen Resten kannst du noch gut schäumen. Und das ist die Hauptsache beim Waschen. Außerdem seid ihr in euerem Seifensäckchen ein handlicher Scheuer- und Massageschwamm.«
Die Seife war mit dieser Lösung sehr zufrieden, denn sie hatte einen verträglichen Charakter und erkannte, dass von nun an jeder in der Gemeinschaft mitmachen musste, so dass der Einzelne kaum Substanz verlor. Und wenn es mal Reibereien gab, so kam auch bald ein freundlicher Regen, der die Berührungsflächen aufweichte.