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Es war einmal ein Weihnachtsbaum, der strahlte mit seinen silbernen Kugeln, goldenen Kerzenflämmchen und grünen Zweigen so glücklich-verträumt vor sich hin, dass die grelle Kristalllampe schräg über ihm neidisch wurde:
»Du bist ein ichbezogenes Stacheltier,« blitzte sie den festlichen Tannenbaum bösartig an, »bildest dir wunder `was ein, weil du mich ausgestochen hast. Ha! Warte nur ein paar Wochen, dann wirft man dich in den Sperrmüll. Ich aber bin wieder das große Licht, das den ganzen Raum erfüllt.«
»Ich gönne es dir,« flüsterte der Weihnachtsbaum, »ich wusste gar nicht, dass du darunter leidest, geschont zu werden. Wirklich, ich habe gedacht, es sei dir recht, dass ich deine Arbeit übernehme und du dich entspannen kannst.«
»Heuchlerin,« tönte der nur noch im Widerschein der Tannenbaumkerzen glitzernde Kristallleuchter »Bilde dir nur nicht ein, du könntest mich ganz verdrängen. Ich hänge hier sicher verschraubt an der Decke. Du aber stehst ziemlich wackelig auf einem Bein und musst dem Kübel danken, dass er dich davor bewahrt, umzukippen.«
»Jaja,« sagte der Baum, »das ist ja gerade mein Kummer. Zum Glück aber wird dieses Bein von meinem ganzen Wurzelwerk gestützt. Deshalb komme ich nach den Feiertagen auch nicht in den Sperrmüll, wie du zu hoffen scheinst, sondern in den Garten. Dort werde ich mich mit der Erde verbinden und weiterwachsen.«
`Du dagegen bleibst da oben hängen und bleibst, was du bist`, hätte er gerne hinzugefügt, doch dafür war er zu fein und zu rücksichtsvoll.
So kam es, dass der hehre Leuchter sich zu einem freundschaftlichen Entgegenkommen herabließ:
»Weißt du was,« erklärte er gönnerhaft-feierlich, »wir sollten uns ergänzen, du funkeltst, blinkst und glimmst von unten und duftest Weihnachtsstimmung ins Zimmer. Ich aber überstrahle dich von oben, wenn die Andacht vorbei ist und der Alltag weitergeht. Und nach den Feiertagen kehrst du heim nach draußen, in die Obhut der Sonne, und ich übernehme wieder ganz die Betreuung der Menschen.«
`Dann wirst du aber ohne Schmuck dastehn', fügte der Leuchter in heimlicher Vorfreude für sich hinzu. Um des Weihnachtsfriedens willen schwieg er jedoch.
Der Tannenbaum dachte:`Wie schön ist es doch, so schön zu sein. Aber wenn ich erst wieder in Wind und Wetter um mich winken kann und die Sonne auf mich herab und durch mich hindurch scheint, dann erst durchströmt mich das eigentliche Glück, lebendig zu sein zwischen Himmel und Erde.