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Es war einmal ein Gartenbeet, das war höher als die Pfade, die daran entlangführten, und es war sehr sauber. Auf der einen Hälfte standen Blumen, die im Laufe des Jahres nacheinander grün wurden und aufblühten; auf der anderen Hälfte gediehen Gemüsepflanzen, teils stolz auf hohen Stängeln, teils bescheiden auf der schwarzbraunen Erde kriechend, teils geduckt unter den großen, aber froh über die kleinen emporragend.
Die Blumen und das Gemüse hatten immer genug zu essen und zu trinken, und alle bekamen soviel Sonne, wie sie brauchten, um zu leben und um dieses Leben durch Nachwuchs zu vermehren. Allerdings griff der Mensch ordnend ein.
Eines Tages aber sagte sich das Beet: »Es ist doch immer wieder eine schmerzhafte Sache, sich von Spaten, Harke und Hacke bearbeiten zu lassen. Ich will es nicht mehr. Meine Blumen und mein Gemüse wachsen und vermehren sich auch ohne Menschen, ja wenn sie sich frei entfalten können, gedeihen sie sogar viel üppiger. Was soll ich mir dauernd dieses und jenes ausreißen lassen, nachdem es mir gerade ans Herz gewachsen ist?«
Das Beet ließ abstimmen und gewann die Mehrheit seiner Bewohner für die totale Freiheit. Ein Lippenblütler teilte dem Menschen das Ergebnis der Umfrage mit, und dieser fügte sich, zumal da er sich mehr in gönnerhafter als in arbeitsamer Frühlingslaune befand. Seine Bequemlichkeit machte aus seiner Unterlassung ein Experiment mit der Natur.
Mehr als Blumen und Gemüse jubelte das Unkraut. Erst kroch es nur demütig um die Füße der alteingesessenen Grundstücksbesitzer. Doch dann wurde es sich immer mehr bewusst, dass es auch im fortgeschrittenen Alter nicht ausgerissen wurde, und es reckte sich kraftvoll und erhob sich mächtig über alle anderen, oder es umschlang die Blumen und die Gemüsepflanzen mit zärtlicher Gewalt, um sie nach und nach abzuwürgen. Bis zum Herbst hatte das Unkraut gesiegt.
»Nun ja,« sagte der Mensch, »grünt und blüht nicht auch das Unkraut, und brauchen wir es nicht als Unterschlupf und als Nahrungsquellen für Insekten und Schmetterlinge? Die Natur weiß schon, was sie will.«
Das wusste sie auch. Sie ließ nach und nach den ganzen Garten nach eigenem Gutdünken zuwachsen, so dass er ein Paradies für Pflanzen und davon abhängige Tiere wurde. Der Mensch aber kaufte sich die Blumen und das Gemüse auf dem Markt, denn in Treibhäusern herrschte noch Ordnung, viel mehr als im Gartenbeet. Im Treibhaus stand auch die Fortpflanzung unter der Regie des Menschen, der alles genau so wachsen ließ, wie er es brauchte. So hatte jeder sein eigenes Revier, die Natur und der Mensch.
Eines Tages zerstörte eine Unwetter-Katastrophe das Treibhaus des Menschen. Da er die Gartenpflege verlernt hatte und sich auch nicht gerne zu einem Beet niederbückte, holte er sich seine Vitamine und Mineralien fortan nur noch aus der Apotheke.