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Es war einmal ein Rinnsal, das floß stillvergnügt vor sich hin, passte sich willig, ja sogar spielerisch-gern jeder Weg-Wendung an, tänzelte über Unebenheiten und küsste hier und da im Vorübergehn einen neugierigen Grashalm oder eine eitle Blume, die sich in seinem krausen Spiegel betrachten wollte. Dabei genoss es vor allem auch die mal weißlichen, mal goldenen Töne der Sonne, es genoss das Frohlocken seiner springenden Wassertropfen, ließ sich mit mädchenhaft-verschämtem Kichern vom Nebel verstecken und sprang jauchzend auf, wenn der Regen ihn schlug wie eine Rute.
Nichts konnte dem Rinnsal die selige Laune verderben. Es hörte aber auch nicht das Jammern der Bäume, die nach Wasser dürsteten, und es kam ihm nicht in den reinen Sinn, hier und da eine Mulde zu bilden, um die Tiere zu tränken.
»Du wirst ein schlimmes Ende haben,« sagten die Pflanzen und die Tiere, wenn sie sich selber am Ende fühlten.
»Aber ich fühle mich blendend,« antwortete dann das heitere Rinnsal und ließ neckisch ein paar Lichtlein von seinen kleinen Wellen blitzen.
»Merkst du denn nicht, wie es mit dir abwärts geht?«
Nein, das merkte das Rinnsal nicht, dafür war es viel zu vergnügt. Eines Tages aber floß es in einen Bach und musste sein ganzes Leben umstellen.
»Wir nehmen dich gerne in unsere Gemeinschaft auf,« sagte der Bach schon bei der Begrüßung, »denn von nun an sollst du dich nützlich machen. Aber das ist nicht weiter schwierig, wir sind ein geübter Verein, du brauchst nur mitzumachen. Also: Äcker und Wiesen, Tiere und Menschen mit sauberem Wasser versorgen, halt dich also selber sauber, vor allem natürlich für die Fische und für unsere Randbewohner.«
Das Rinnsal antwortete nicht mehr, es war schon ganz in dem Bach aufgegangen.