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Es war einmal eine Wählerstimme, die wollte nicht wählen. Sie lag schon nicht mehr auf dem Küchentisch, wo sie ihr Kreuzchen leicht hätte auf sich nehmen können, sondern lag auf dem Schrank. Angeblich wollte sie es sich noch einmal überlegen. In Wahrheit aber sagte sie sich schon jetzt:
»Bin ich denn verrückt, freiwillig in ein Kuvert zu kriechen, bloß um in einen finsteren Kasten geworfen zu werden, den die Menschen Urne nennen. Dann kann ich mich ja gleich begraben lassen, gehe sowieso unter in diesem Massenbetrieb.«
Der mündige Bürger jedoch stoppte sein Versagen und gab die Stimme ab.
Als sie wieder zu sich kam und gezählt wurde, wunderte sie sich:
»War ja scheußlich, so hin und her gewühlt zu werden. Aber ich zähle, ich bin kein niemand. Hab' viele meinesgleichen kennen gelernt, das hat mir gut getan, muss ich zugeben. Und die Quertreiber und die Ignoranten, denen hab' ich's gegeben. Die wollten mich noch im letzten Moment überreden, ihrer verschrobenen Meinung zuzustimmen. Dass ich nicht lache! Ich bin ich. Mir macht keiner 'was vor.
Ob ich wohl gar den Ausschlag gebe bei der Schlussabrechnung? Weiß ich nicht, soll mir jetzt auch egal sein. Ich zähle mit. War ein herrlicher Kampf. Könnte öfter sein. Da weiß man doch, wer man ist. Hab' mich auf meinen Nenner gebracht, klipp und klar. Ich hab' mich profiliert. Jawohl, denen hab' ich gezeigt, wer ich bin, dass ich wer bin.
Nun ja, es war anonym, aber absolut wirksam, legal anonym, das ist 'was besonderes, ganz legal und staatspolitisch wichtig. Ich habe denen meine Meinung gesagt, das wissen die jetzt, ob anonym oder nicht. Soll keiner glauben, ich würde das nicht laut wiederholen, aber ich muss nicht. Wenn ich nicht will, muss ich auch nicht. Das ist Politik, Freiheit. Und in vier Jahren bin ich wieder so frei – oder noch freier. Ich kann es mir ja überlegen, staatspolitisch frei.«