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Es war einmal ein Handschuh, der lebte in arbeitender, aber auch in betender Eintracht mit einem Partner zusammen. Da beide sich so ähnlich waren wie ein Spiegelbild dem Original, passten sie vorne und hinten genau zueinander. Manchmal legten sie sich flach aneinander, manchmal wrangen sie sich vor Verzweiflung, manchmal tippten sie zärtlich Finger an Finger.
Fast alles taten sie gemeinsam oder in sinnvoll verteilten Aufgaben. Hielt der rechte einen Schirm, trug der linke die Tasche oder umgekehrt.
So lebten sie glücklich miteinander und beklagten sich nicht über die tägliche Arbeit und über die aufreibende Abnutzung. Eines Tages aber ging der linke Handschuh verloren. Da wusste der rechte gar nichts mehr mit sich anzufangen. Vor Gram und Mutlosigkeit versteckte er sich in der hintersten Ecke der Schublade und ließ sich nicht mehr hervorholen.
Lange brütete er schwermütig vor sich hin und trauerte dem Gefährten nach. Dann aber begegnete seine Herrin einem Kind, das bei einem Unfall die linke Hand verloren hatte: »Komm' mit,« sagte sie zu dem Kind, »ich habe einen hübschen Handschuh für dich. Es ist ein Einzelstück, deshalb kann ich es sowieso nicht mehr gebrauchen. Für dich wird er wohl gerade richtig sein.«
Die Frau holte den rechten Handschuh aus der Schublade, und siehe da, er passte vorzüglich, und seine Farben gefielen dem Kind sehr gut. Das Kind war so begeistert, dass es den Handschuh schon im frühen Herbst und noch im späten Frühjahr trug, wenn es eigentlich noch nicht oder nicht mehr kalt war.
Der Handschuh litt noch lange unter seiner Einsamkeit. Allmählich jedoch begriff er, dass er jetzt doppelt nützlich war. Er verrichtete nun auch die Arbeiten seines früheren Partners. Das tat ihm gut, und er kam sich vor, als hätte er nun zwei Seelen, ja, als wäre er nun innerlich viel seliger mit dem verlorenen Handschuh verbunden als vorher äußerlich.