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Es war einmal eine Feuerzeugflamme, die tat eifrig ihre Pflicht. Ihr Herr brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und schon sprang sie auf, um fröhlich leuchtend eine Zigarette anzuzünden. Es begeisterte sie, so leicht und sichtbar zu wirken, andere mit ihrer Glut anzustecken und für den feinen Qualm verantwortlich zu sein, der in magischen Formen von der Zigarette aufstieg.
Eines Tages aber sah sie sich im Spiegel. Da erschrak sie vor ihrer eigenen Schönheit. Sie hatte ja nicht geahnt, dass sie mit ihrem rot-goldenen Funkeln aussah wie eine lebendige Blume. Von nun an versäumte sie keine Gelegenheit, sich zu betrachten, sei es im Spiegel oder in einem glänzenden Silbertablett oder auf einer glatten Blechdose. Besonders gefiel sie sich im Widerschein des in einer Tasse schwankenden Kaffees. Wann immer ihr Herr im Umkreis eines solchen Gegenstandes eine Zigarette anzündete, flackerte sie besonders keck, drehte sich um sich selbst wie eine Pirouettentänzerin und wollte gar nicht mehr erlöschen.
»Was ist denn mit dir los?« murrte ihr Herr,»gefällt dir das Leben plötzlich so gut, dass du gar nicht mehr aufhören willst zu brennen. Ich warne dich, Freundchen, wenn du so ausschweifend lebst, geht es schnell mit dir zu Ende.«
Die Feuerzeugflamme kümmerte sich nicht um solche Ermahnungen. Sie loderte nach Herzenslust und ließ sich weder abschütteln noch ausblasen.
»Ich kann's nicht ändern,« resignierte der Raucher und ließ die Flamme gewähren, bis ihre Energie verbraucht war.
»Was ist denn los?« fragte die Feuerzeugflamme mit vergehender Stimme, als sie in den letzten Zuckungen lag, »willst du kein Gas nachfüllen?«
»Nein,« erwiderte der Herr, »das hat keinen Zweck, du bist mir zu eitel und zu teuer geworden. Du hältst nicht maß. Da ist es doch billiger, wenn ich mir ein neues Feuerzeug kaufe. Aber ich behalte dich als Reserve.«