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Es war einmal ein Fohlen, das graste ganz allein auf einer Weide und konnte sich nur mit den Fröschen im Kolk und mit den Vögeln unterhalten. Doch die verstanden es gar nicht richtig. Da kam eines Tages ein anderes kleines Pferd durch das Tor herein, ein freundliches Tier, das sofort auf das Fohlen zuging und es schnüffelnd begrüßte.
Neugierig beschnüffelte das Fohlen seinerseits den Neuling, erkannte ihn als ebenbürtiges Tier und wieherte freudig auf. Damit begann eine monatelange Freundschaft. Die beiden Pferde grasten jeden Tag miteinander und tuschelten – meist mit halbvollem Maul – über das Kleinzeug, das auf der Weide umherkroch. Mit den Fröschen und den Vögeln sprach das Fohlen nun gar nicht mehr.
Mit der Zeit aber wuchs das Fohlen zu einem stattlichen Pferd heran, während sein Freund so klein blieb wie am ersten Tag ihrer Bekanntschaft.
»Was ist los mit dir?« fragte das Fohlen teilnahmsvoll, »Bist du krank oder frisst du nicht genug?«
»Doch, doch, du siehst ja, dass ich genau soviel fresse wie du, und krank fühle ich mich auch nicht.«
»Merkwürdig, irgend etwas stimmt doch nicht mit dir.«
Da senkte der Freund verschämt den Kopf, so dass ihm die Mähne über das halbe Gesicht fiel. Leise, als müsste es gesagt und dürfte doch nicht gehört werden, murmelte er:
»Ich bin nicht wie du, ich bin nicht deinesgleichen, ich, ich, ich bin nur ein Pony.«
Da trat das groß gewordene Fohlen einen Schritt zurück, um den Gefährten unter diesem neuen Gesichtspunkt neu zu betrachten.
»Du kannst nicht größer werden? Bist du eine Missgeburt?«
»Das nicht, aber ein Zwerg.«
Da wandte sich das ausgewachsene Fohlen ab und ging traurig in der Weide umher. Das Pony aber blieb demütig stehen und wartete halb verzagt, aber auch hoffend auf die Rückkehr des Freundes.
Schließlich kam er:
»Du hast dich nicht verändert, seit wir uns kennen lernten,« sagte das große Pferd. »Unsere Freundschaft hat sich auch nicht verändert,« nach einer kurzen Pause fügte es hinzu: »obwohl ich größer geworden bin und obwohl sich das Verhältnis zwischen zwei Dingen immer ändert, wenn eines davon größer wird. Ich bin dir über den Kopf gewachsen, das ist wahr, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mir trotzdem überlegen bist. Ja, in manchen Dingen scheinst du mir überlegen zu sein.«
»Ja,« hauchte das Pony bescheiden, »ich bin älter als du. Ich war schon erwachsen, als wir uns kennen lernten.«
»Donnerwetter!« wieherte da das große Pferd, »dann hast du dich aber prima angepasst. Ich will dir mal was sagen: Ich kann mich dir mit meiner Größe nicht anpassen, aber innerlich gehören wir doch jetzt viel enger zusammen. Ich meine, weil ich ja nun auch erwachsen bin. Jetzt brauchst du dich nicht mehr dumm zu stellen, umso zu denken wie ich. Eigentlich können wir jetzt erst recht Freunde bleiben. Komm, alter Junge, wir fressen auch weiterhin dasselbe Gras!«
Da hob endlich auch das Pony wieder den Kopf, und es wieherte, dass die Vögel und die Frösche erschrocken davonstoben.