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Es war einmal ein Vulkan, der wohnte in einem hohen Berg unter einer gras- und blumengeschmückten Kuppel. An den Hängen des Berges stiegen Fichten und Kiefern auf, als wollten sie eine immer höhere Aussicht genießen.
Der Vulkan war das Gemüt des angenehmen Berges, der nie einen Besuch abwies, der auf sich spielen und trampeln ließ und der es sogar duldete, wenn die Menschen ihm die schmucksten Bäume wegschlugen.
Aber seine Geduld war kein geruhsamer Zustand. Sie brodelte und wollte ins Freie, um die Missetäter wegzugrollen. Immer wieder aber siegte die Selbstzucht. Doch mit jedem Sieg erhitzte sich das Lavagemüt mehr, verflüssigte sich bis zur völligen Haltlosigkeit. In diesem Zustand drang es wie Wasser in die feinsten Ritze, dehnte sie, riss sie weiter auf und machte Feuer speiende Münder daraus.
Nun ließ sich der Vulkan gar nicht mehr unterdrücken. Er hatte die Freiheit geleckt, nun wollte er sie ganz. Und mit der ganzen Kraft der selbstlos unterdrückten Wut sprengte er die Kappe ab, unter der er gelitten hatte, ließ seine Lava in tödlichen Fontänen aufspritzen und in brennenden Strömen die Hänge zerstören. Seinen eigenen Berg machte der Vulkan zunichte, so unbeherrscht war sein Zorn.
Als er sich wieder beruhigt hatte, sah er den vernichteten Berg und das vernichtete Dorf zu seinen Füßen und weinte glühende Tropfen auf den versengten Abhang.
»Ich hätte mich etwas weniger beherrschen sollen,« grollte er sich selbst,»ich hätte meine Glut als Feuerschmuck ausspeien sollen und als Wolkendampf, der Regen spendet. Dann hätte ich mich befreit, ohne anderen zu schaden und mir selbst. Ach, wenn ich je wieder Vertrauen erwerbe, will ich meine Selbstbeherrschung beherrschen, damit sie mich von meinem Druck befreit und ihn nicht zum Überdruck zusammenstaucht.«
Da aber der Berg ausgebrannt war, brauchte er keine Zucht mehr. Sein toter Krater ließ alles über sich ergehen, ohne sich auch nur im geringsten aufzuregen.
Mit den Jahren aber schenkte die barmherzige Natur ihm einen See, der den ganzen Krater ausfüllte, bis zum oberen Rand. Ja, oft schwappte, floß oder rieselte das Wasser darüber hinaus, um die erstarrte Lava milliardenfach aufzubrechen und in fruchtbare Asche zu verwandeln, auf der die Pflanzen sprossen wie nie zuvor, so üppig und so schön einladend.
Heute ist der reuige Vulkanberg wieder ein beliebtes Ausflugsziel, und das Himmel spiegelnde Wasser gewährleistet, dass er sich gar nicht mehr erhitzen kann.