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Jan Sladood

Da war mal ein Junker, Jan Rummert Sladood,
Der fürchtete Himmel und Hölle nicht;
Er schatzte die Krämer und Bauern im Land
Und pfiff auf Blutbann und Hochgericht.

Stolz führt' er im Wappen den fressenden Blitz,
Den trug er im Schilde gezackt vor sich her,
Und drohten die Weiber: »Glieks roop ik Sladood!«
Dann heulten die schreienden Kinder nicht mehr.

Und einmal da ritt er auf Beute ins Land
Und hob sein Auge im Sonnenschein.
Das ganze Dorf war eben beim Heu'n;
Er ritt drauf los in die Meeden Heuwiesen hinein

Und bog sich dreist aus dem Sattel herab
Und griff die Schönste, die er da sah,
Breitbrüstig und blond – sie kreischte nicht schlecht,
Kenuntje Frauke Kromminga!

Sie kratzte und biß, doch er lachte vergnügt
Und jagte zurück in sein steinernes Haus.
Sie schlug ihn mit Fäusten: »Ik spee di an!«
Er aber machte sich wenig daraus.

Er wies ihr die Nester von Spinnweb im Stall,
Im Kuhgang quiekte die schmutzige Sau.
»Dat is man'n Swienkraam, Frauk', ni wohr?
Hier gifft't wat to doon, Wicht!« Er blinzelte schlau.

»Min Knechten sünd lei, faul nu wies du hör dat maal!«
Da ging sie ans Schummeln Reinmachen mit Schrubber und Feil' Feudel,
Bald dampfte von Seife das zitternde Haus,
Auch Junker Jan Rummert bekam seinen Teil.

Sie schrubbte den Stall und die Esters Fliesen im Gang,
Weiß lachten die Dielen von blitzendem Sand.
Nur – überall stand ihr Jan Rummert im Weg;
Er ritt die Wochen nicht weit über Land.

Schon wollte sie fragen: »Kann 'k nu nich weer gaan?«
Da, merkte sie, saß ihr was knapp das Kleid.
Dat weer rein verdreetelk! das war eine verdrießliche Sache Er kratzte den Kopf.
Doch Domine Pastor Bakker, der wohnte nicht weit.

Er war bei der Taufe gefährlich im Zug
Und trank seine Knechte schwer unter die Bank.
Sie lachte: »Ja, töw du!« Und anderen Tags
Gleich barg sie die Flaschen und Gläser im Schrank.

Jan murrte, Jan fluchte: »De Slötels do heer!«
O wehe, was war das ein durstiges Jahr!
Nichts half ihm sein Jammern: »To, do s' mi doch, Fohn!« Mädchen
Sie wies ihm mit Lachen den Ooievaar. Storch

Der stand auf dem Neste und klapperte laut
Und äugte den beiden im Krautgarten zu.
Er flog jedes Frühjahr zum Borne im Moor,
Und die Wiege im Winkel, die hatte nicht Ruh.

Der Rappgaul im Stalle ward fetter und faul,
Alle Krämer und Bauern lobpriesen den Herrn.
Jan stand auf dem Turme. De Tied weer hum lang.
So recht mal dertüsken, och Junge, wo geern!

Doch sprach er von so was, dann wurde sie falsch:
»Du bliwst mi to Huus hier, dat segg ik di, Jan!
Dat kunn di so passen, an'n Galgen to kam'n,
Un ik un dien Kinner, wi harrn naast de Schann!

Nä, Brörmann, dat gifft't nich. Well hett naast de Last?
Ick racker mi off, un du wullt dat denn so!
Dat pärd bliwt in'n Stall! Dor, holl leefer dien Jung,
He kritt weint sück süß dood – ik mutt eb'n na uns Koh!« –

Er stand wie verbaast, und er seufzte tief auf:
»Wat hett' s' doch för'n Mundspill! Wat rätert reden wie ein Wasserfall dat Wif!«
Dann ging er mit wiegenden Armen umher
Und war noch heilfroh, daß der Junge man schlief.

Er saß auf dem Kantstein, den Kopf in der Hand,
Und guckte ins Gras und sah jämmerlich aus.
Sie kam aus dem Stall mit zwei Eimern am Joch;
Ihr Junge zog eben den Mund wieder kraus.

Da barmte sie's seiner: »Do mi man dat Kind!
Och Heer doch, wat word mi dat Lopen weer stuur!
Ick hebb mit uns Maiten Dienstmädchen all Hann full to doon –
Gah du doch up't Land und wäs du mal de Buur!«

Er murrte, er tückte. Das kannte sie schon.
Bald trieb er vom Stalle den störrigen Gaul
Und schirrte ihn selber und fluchte für drei
Und zwang ihm den Zaum ins schaumflockige Maul.

Dann hussa ins Feld und das Unland gepflügt,
Und liefen die Furchen auch krumm erst und schief,
Er lernt' es am Ende, sie grader zu ziehn,
Und pflügte, wie's muß, nicht zu flach, nicht zu tief.

»So geiht't all!« sprach Frauke. Die Saat schoß in Halm.
Schwer bog sich das Korn, bis die Sichel es schnitt.
Da band sie die Garben und lachte ihn an.
Er fragte sie schmunzelnd: »Na Wicht, kannst ok mit?«

»Och ja, Jan, dat geit woll. Man't word mi wat stuur.
Blief stahn eb'n, ik mutt mi maal 'n bitje verhaaln.
Du meenst dat to good, Jung! Wo geit dat derhen!
Jo, Jan, all wat recht is, 'k mutt rein up di prahln.«

Er griente und glühte und setzte den Krug
Mit Dünnbier hoch an, denn der Tag, der war heiß.
Wie sanken die Schwaden, wie schwang er den Arm!
Kaum spürt' er am Rücken den rinnenden Schweiß.

Sie stellten die Garben und hielten erst an,
Als rot hinterm Moore die Sonne versank.
Ganz spät, als die Meede in Nebel verrann,
Kroch knarrend ihr Fuhrwerk den Feldweg entlang.

Weit draußen vorm Dorfe, da stand noch am Zaun
Ein Junge, der sang »van de quade böse Sladood«.
Sprach Janohm: »Du, Frauk', wenn he wuß, well dat weer!
Man he weet't nich.« – »Nä, Vader, un 't is ook good!«

Moritz Jahn

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