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Der Mönch von Heide

»Was will der Ketzer, der Lutherknecht
Im freien Dithmarscher Land?
Was spricht Klaus Boje von Gottesrecht,
Was hält Wiebe Junges Hand?«

»Herr Boje, spart Euer weises Wort,
Frau Wiebe, spart Euer Geld!
Heinrich von Zütphen der muß fort,
Muß fort von dieser Welt!«

Nach Meldorf wälzt sich's von Hemmingstedt,
Fünfhundert stapfen hinaus.
Und Hennings Hand reißt den Mönch aus dem Bett
Im Meldorfer Pfarrerhaus.

»Hoiho, du Hund, laß dein Kläffen sein,
Bet' zu der Jungfrau Marie!«
Ein Knebel krallt ihm die Hände ein,
Der Haß ihm ins Antlitz spie.

Und gröhlend zerrt ihn durch Eis und Nacht
Nach Heide geifernde Wut.
Er stürzt – »Schlagt zu!« – und der Haufe lacht;
Aus den Füßen springt hell ihm das Blut.

Aufgraut der Tag überm Mönchenberg
Und schließt die Augen voll Not.
Er sah – Gott gnade! – aus Holz und aus Werg
Es züngeln und flackern rot.

            »Tom Füre to,
            So werden wi hüden
            Bi Land und Lüden
            Ehre gewinnen!«

Der Regen rinnt, und der Sturm steht still.
Es zischt, es schwelt und verflackt.
Doch wenn das Tier im Mensch es will,
Läßt nimmer es, was es packt.

»Herr Boje, spart Euer weises Wort,
Frau Wiebe, spart Euer Geld!«
»Heinrich von Zütphen der muß fort,
Muß fort von dieser Welt!«

Ein Degen frißt sich in seinen Kopf,
Und Speer und Messer zuckt auf.
»Tom Für!« – »Er betet, er schreit, der Tropf!«
Da sprengt Johann Holm den Hauf.

Sein Schmiedehammer springt ihm ins Herz:
»Hab Dank!« der Sterbende schrie.
Der trunkne Haufe brüllt himmelwärts:
»Zu deiner Ehr, Marie!«

Ernst Kleuker

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