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Schön Betty

Wat is di geschaihen, laif Betty, mien Kind,
O segg mi, wo wörs du, mien härtlaif Kind?

»Et was in de laiflike Summerstied –
Mi düch nu, se lägg al so feern un so wiet –
Da gong diene Dochter so jung un so stolt,
Da gong diene Dochter in 't Wichtelholt ...
O Mauder, brau mi den Krüterdrank,
Mi is dat Hiärte so sterwenskrank!«

Wat hät man di andoon, mien Dochter, mien Kind,
O segg mi, wat dais du, mien hiärtlaif Kind?

»In'n Wichelholt unnern Machandelbaum,
Da dräumd ick so schönen, so laifliken Draum.
Da hört ick von Laifde so hiemliske Tön,
De Nachtigall sung da so wunderschön.
O Mauder, brau mi den brunen Drank,
Mi is dat Hiärte so sterwenskrank!«

Worüm is dien Hiärte taum Sterwen so krank,
Wat sall ick di brauen den Krüterdrank?
»Müeg Gott denn im Hiemel mi gnädig sien,
Ick kann nich meer drägen de Naut un de Pien:
Vör Vader un Mauder kann'k nümmer bestaan,
Drüm mott ick för ümmer nu von di gaan!
O Mauder, brau mi den söten Drank,
Mien Hiärte is wund un taum Sterwen krank!«

Un kanns du dien Vader in 't Auge nich sain,
Mien Dochter, so segg mi, wat is geschain?

»Laif Mauder mien, unnern Machandelbaum,
Da mögg ick nu dräumen een anneren Draum.
Kumm met! Kumm met! hät de Ule mi schrait,
Un: Kopp af! Kopp af! de Raaw hät kraiht.
O Mauder, brau mi den brunen Tee,
Kann't nümmer mehr drägen, sien sterwensmö!«

Worümme denn hätt di de Wickvugel kraiht,
Worümme denn: Kopp af! de Rawe schrait?

»Still unnern Machandelbaum, Mauder, ligg
Een nackiget Kindken, dat röget sick nich.
Ick hadde nich Wickeln un Windeln taupaß,
Da heff ick et beddet in Lauf un Gras.
O Mauder, erbarm di un brau mi den Drank,
Kann länger nich läwen, sien daudeskrank!«

Mook Sünde un Schande mien Dochter so krank,
So mott ick wull brauen den giftigen Drank!

Im Wichelholt unnern Machandelbaum
Schön Betty sick beddet taum alleßten Draum.
Se namm eer lüttk Kindeken sacht in den Arm,
Dat Wörmken, dat arme, wor nümmermeer warm.

Un eer as verschummert dat Abendraut,
Tau Ende was all eere Erdennaut.
»Dat Sterwen, laif Mauder, döt nümmermeer weh,
Wenn't Hiärte so krank un so sterwensmö!«

Wat klung der denn ut den Machandelbaum,
Wat klung in Schön-Betty alleßten Draum?
De Nachtigall sung in so hiemliske Tön
Von Laifde so warm un so wunderschön,
Von Laifdeslust un von Laifdesweh
So liäbensfroh un so sterwensmö ...

Hermann Wette

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