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Jan Dierk

»Jan Dierk un ick segg di, du läßt de Deern,
Se is so'n junget un sötet Blood.«
»Ha, ha, Geerd Klaars, du häst se woll geern?
Denn is se gerode for mi good.«

»Jan Dierk un ick segg di, du läßt de Deern!«
»So–o? Meenst du? Dat will wi doch gliek sehn.«
»Jan Dierk, du wutt Almuth Steen bloos verfeern!«
»Kann sien.« Und Jan Dierk läßt Geerd Klaars höhnisch stehn.

Die Fiedel jauchzt, und der Brummbaß dröhnt,
Und betörend lockt der Flöte Getön.
»Almuth Steen, wie so'n Danz doch dat Leben verschönt!
Almuth Steen, wie büst du doch wunnerschön!«

Die Heide glüht rot in der Abendglut,
Aus dem Schützenzelt wogt der Tanzstaub so dick ...
Wie selig sich's Dierk im Arme ruht!
Süßbezwungen neigt Almuth Steen das Genick.

Zwei Augen irren um Almuth Steen,
Zwei Augen, so angstvoll und flackernd und weit.
O ... sie so heiß lachen und kichern zu sehn,
Geerd Klaars krampft's die Seele vor Jammer und Leid.

»Almuth Steen, sühst du Geerd dor, dat Humpelbeen?«
Jan Dierk lacht Geerd Klaars frech ins blasse Gesicht.
»He mag di ... he het di leew, Almuth Steen.«
Sie lacht verächtlich: »Wat quält mi de Wicht.«

Geerd Klaars ist stumm an den Tresen gestürzt.
»Giw mi Beer, Wirt, giw mi Beer!«
So werd' denn das Gift mit Gift gewürzt.
»Giw mi Beer ... Wirt, giw mi mehr ...!«

Schwül hängt in den stillen Bäumen die Nacht.
Aus den Büschen drängt schwer ein betörender Duft.
Vom Himmel die weiße Vollmondpracht
Durchglüht, selig leuchtend, die silberne Luft.

.

»Almuth Steen, mine söte, söte Deern ...«
Sie ruhen am Heidbusch, Brust an Brust.
»Jan Dierk, o, wie hew ick di geern, so geern ...«
»Almuth Steen, du heete, du mine Lust ...«

Zwei Augen irren um Almuth Steen,
Zwei Augen, wilddunkel und angstvoll und weit,
Zwei Augen, die ihr Schicksal sehn,
Zwei Augen voll Haß und Liebe und Leid ...

»Almuth Steen, kumm, kumm ... Ick hew di so leew ...«
Und Jan Dierk reißt sie nieder, küßt wild ihr den Mund ...
»Ach, loot mi ...!«
Dat Messer ...
... Et dreew! Et dreew!
»Jan Dierk, nu verfeer se, du Hund, du Hund!«

Schwül hängt in den stillen Bäumen die Nacht.
Aus den Büschen drängt schwer ein betörender Duft.
Vom Himmel die weiße Vollmondpracht
Durchglüht, selig leuchtend, die silberne Luft ...

Johannes Wiegand

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