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Die Heide riecht nach Menschenblut
Und riecht nach Todesschweiß,
Und blutig ist des Baches Flut,
Und geht so träg und leis;
Und ging am Morgen flink und laut
Und ging so hell und klar,
Viel guter Männer rotes Blut
Hineingeronnen war.
Und Kaiser Karl sitzt stumm und still,
Sein Angesicht ist blaß,
Der Blutdunst nicht vergehen will,
Es qualmt das Räucherfaß;
Nach Todesangstschweiß riecht die Luft,
Der Wind weht Blutgeruch,
Es weht zum Kaiserzelt hinein
Eines ganzen Volkes Fluch.
Es wagt kein witzig Wort der Narr,
Kein Wort der Kardinal;
Des Kaisers Augen blicken starr,
Sein Mund ist eng und schmal;
Des Kaisers Lieblingslustmagd schaut
Voll Furcht in ihren Schoß,
Kein Lächeln gab ihr heut der Herr,
Sein Zorn ist allzu groß.
Vom Lager weht der Wind heran
Gelächter und Gesang,
Ein blonder Sachsenfiedelmann
Ergötzt mit Geigenklang
Und Schelmenlied das Frankenvolk;
Der blasse Kaiser winkt,
Die Wache eilt, zum Kaiserzelt
Den fremden Mann sie bringt.
Der steht und starrt auf all die Pracht
Und blicket blöd und dumm,
Der Würzwein hat ihn blind gemacht,
Ein Lächeln geht rundum;
Der Kaiser winkt, der Fiedler stellt
Sich nach Gewohnheit hin,
Bein über Bein, den Kopf geneigt,
Die Fiedel an dem Kinn.
Die Fiedel singt, die Fiedel klingt,
Als wenn im grünen Hag
Aus allen Zweigen lustig springt
Der bunten Finken Schlag;
Der Todesschweißgeruch zerfliegt,
Der Blutdunst ist zerweht,
Um Kaiser Karls dunkle Stirn
Ein heller Schimmer geht.
Die Fiedel singt, die Fiedel klingt,
Es lacht des Spielmanns Mund,
Ein Liebessehnsuchtslied er singt,
Das klingt so weh und wund;
Des Kaisers Augen werden mild,
Er winkt, der Schenk gießt ein
Und reicht dem blonden Fiedelmann
Den Kelch mit rotem wein.
Der dankt und trinkt, die Neige rinnt
Blutrot ihm auf die Hand,
Er starrt drauf hin und sinnt und sinnt,
Der Nachtwind singt im Land;
Der Spielmann wirft den Kopf zurück,
Seine Lippen werden hart,
Mit hasseheißem Racheblick
In die leere Luft er starrt.
Die Fiedel schreit, die Fiedel kreischt,
Es lacht des Spielmanns Mund,
Ein sonderbares Lied er spielt,
Ein Trutzlied, kraus und bunt,
Das Lied, das sich das Sachsenvolk
Erfand in seiner Not,
Ein Lied voll Wut und Mut und Glut
Und wie die Flamme rot.
Die Fiedel schreit, die Fiedel kreischt
Und röchelt und stöhnt,
Sie murret leise vor sich hin
Und spottet und höhnt;
Ein jeder Ton ein Jammerschrei,
Jedweder Klang ein Fluch;
Der Kaiser winkt mit matter Hand:
»Genug, es ist genug!«
Über die Heide geht der Wind
Wimmernd hin und her,
In seinem Zelte sitzt und sinnt
Der Kaiser, sein Herz ist schwer;
Das Lied, das Lied, das bunte Lied,
Es schafft ihm arge Pein:
Er weiß, an seinem Sterbetag
Wird es wieder bei ihm sein.
Hermann Löns