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Schon im Sommer fange ich an, mir den Kopf zu zerbrechen über recht originelle Weihnachtsgeschenke für meine kleinen Nichten. Diese besitzen eigentlich alles, was man in den Spielwarenhandlungen kaufen kann. Es gilt für mich also, da ich nicht gar so tief in den Geldbeutel hineingreifen kann, etwas herauszufinden, was originell und nicht allzu kostspielig ist. Es sind vier kleine Mädchen, die ich jedes Jahr zu beschenken habe. Einige meiner eigenen Ideen, als auch eine, deren Ursprung ich nicht kenne, will ich hier anführen. Zuerst meine eigenen: Ich fabrizierte den vier Kindern vier Bauernkostüme auf folgende Art: Ich kaufte Satin in vier Farben, hellblau, rosa, creme und rot, säumte ihn oben und unten um, zog durch den oberen Saum ein Band und nähte unten, oberhalb des Saumes farbige Atlas-, Samt- oder Goldbänder auf, wie ich sie gerade hatte, so daß der Satin eine Schürze bildete, in der Größe des betreffenden Kindes, und das ganze Kleidchen bedeckte. Dann kaufte ich zwei viereckige, helle, geblümte Kattuntücher, wie sie Bauersfrauen tragen, schnitt diese schräg durch und säumte sie. So hatte ich vier dreieckige Tücher, welche, den Kindern umgesteckt, deren ganzen kleinen Oberkörper bedeckten. Nun kommt das Mützchen, das dem Ganzen den Charakter einer Thüringer Bäuerin verleiht. Ich nahm ein Stückchen Pappe, etwa so stark, wie 3-4 weiche Heftdeckel, 26 Ztm. lang und 10 Ztm. breit, überzog sie mit schwarzem Samt und bog sie so, daß ich die beiden oberen Ecken der Schmalseiten, ein Stück übereinandergelegt, zusammennähen konnte. Die Pappe gleicht nun einer Tüte, die oben ein Loch hat und unten breit auseinandergeht, so daß sie bequem auf den Kopf gestülpt werden kann. Wenn man will, kann man die unteren Ecken etwas abschrägen, unbedingt nötig ist es aber nicht. Vorn an der geraden Seite wird nur eine Bandseite in der Farbe der Schürze angenäht, mit langen Enden, die oben über das Loch des Mützchens geführt und hinten mit einem Stich befestigt werden. Dann näht man zwei schmale Seidenbänder an, um das Mützchen dem Kinde unter dem Kinn zuzubinden. Ein Gummiband wird noch extra angenäht, das Kostüm wäre hiermit fertig. Es gehören aber noch vier Kiepen dazu, die ich mir beim Korbmacher in vier verschiedenen Größen arbeiten ließ.
Meine vier Kiepen erhielten natürlich eine geschmackvolle Füllung. Die größte wurde mit Äpfeln, Nüssen und Pfefferkuchen gefüllt, die zweite Kiepe mit Puppen, die ich an die vier inneren Wände annähte, eine Puppe steckte ich noch in die Mitte der Kiepe hinein. Die dritte Kiepe erhielt Töpferwaren in allen möglichen Formen zwischen Holzwolle verpackt. Die vierte Kiepe endlich, die kleinste, füllte ich mit Kartoffeln, Obst und Gemüse aus Marzipan. Füllt man die Kiepe mit Ostereiern, so ist es ein hübsches Ostergeschenk. Mehrmals habe ich diese Kostüme verschenkt und jedesmal großen Beifall geerntet. Die Kinder sind sogar teilweise darin photographiert worden. Nebenbei sind die Kostüme auch noch zu Hochzeitsaufführungen verwendet worden.
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Eine große Freude bereitete ich den Kindern einmal dadurch, daß ich ihnen ein »Schwesterchen« schenkte. Ich kaufte ein großes Baby und zog ihm Erstlingshemdchen und -jäckchen von meinen Kindern an, legte es in ein altes, noch gut erhaltenes Steckkissen, in dem sich natürlich Windel, Unterlage und alles, was ein Baby haben muß, befand. Durch blauseidene, schmale Bänder und Schleifen hatte ich alles so aufgefrischt, daß das Steckkissen einen vollständig neuen Eindruck machte und den vier Kleinen riesig imponierte; besonders niedlich war noch das Häubchen mit einem langen Schleier.
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Ich hörte irgendwo einmal eine Dame von einer »Bonbonpuppe« reden. Gesehen hatte ich niemals eine solche. Ob die Idee eine alte ist, weiß ich nicht, mir war sie neu. Sie gefiel mir und ich machte mich daran, sie auszuführen. Von meinen Kindern nahm ich einen Puppenkopf, den ich auf einen Beutel von 16 Ztm. Länge zu 8 Ztm. Breite aufnähte, nachdem er mit etwa ½ Pfund Bonbons gefüllt und oben so zugenäht war, daß der Kopf gut darauf paßte. Der Beutel muß natürlich im Größenverhältnis zum gewählten Kopf passen. Zwei Knallbonbons oben angenäht bilden die Arme, zwei unten an den Beutel angenäht die Beine. Die Puppe ist nun fertig, bis auf das Kleid, das aus einem geraden Stück farbiger Seide oder sonst einem duftigen Stoffe besteht und in geraden Reihen mit Süßigkeiten benäht wird. Man nimmt am besten Weihnachtsbaumkonfekt, weil sich dieses leicht auf den Stoff aufknoten oder annähen läßt. Oben zieht man das Kleidchen ein, schneidet zwei Schlitze für die Arme, d. h. für die Knallbonbons ein. Diese werden vorsichtig durch die Schlitze gesteckt, der Hänger hinten zugebunden und das Kleidchen hinten herunter vorsichtig mit wenig Stichen geschlossen. Der Kopf kann noch beliebig verziert werden, mit einem Stück einer Bonbonkette, mit Schokoladenmünzen oder mit Bonbonkirschen, das bleibt dem Geschmack jedes einzelnen überlassen.
Frau Sophie Wallach.
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