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Weihnachtsbäume lange frisch zu erhalten.

Wieder einmal naht das Weihnachtsfest und mit ihm die Festfreude für jung und alt. Nach vielem Harren und Sehnen erscheint endlich der Heilige Abend mit seinem Lichterglanze und seinen vielen Geschenken. Klopfenden Herzens stehen die Kinder an der Schwelle des Weihnachtszimmers und die Augen öffnen sich weit dem unfaßbaren Glanze des wunderumwobenen Weihnachtsbaumes. Ein himmlisches Grüßen geht dann auch durch die Kinderherzen, ahnungslos, unverstanden, ein erdenfremdes Heimverlangen! Ja, der lichterstrahlende Christbaum birgt so viel Poesie in sich, daß die Erinnerung an diese weihevollsten Stunden der Kindheit uns durchs ganze Leben hindurch begleitet, selbst dann, wenn des Lebens Winter uns schon den Schnee aufs Haupt gestreut hat. Nur einen Schmerz aber hat das Kind in diesen Tagen der Freude: der geliebte Lichterbaum verliert gar bald seine Nadeln und muß zu schnell seines Schmuckes entkleidet werden, um dann in einem dunkeln Winkel sein Dasein zu beschließen. Die blinkenden, blitzenden Augen der Kleinen aber verwandeln sich in bittende, und der Mund bettelt sehr beweglich: »Ach, Mütterchen, bitte, bitte, laß uns doch unsern Lichterbaum!« Welch ein Mutterherz könnte nun dieser Bitte wohl widerstehen und nicht alles aufbieten, um den Baum recht lange im warmen Zimmer frisch zu erhalten? Und eine ganze Kleinigkeit gehört ja nur dazu, um ihn eine Reihe von Tagen den lieben Kindern zu erhalten. Das untere Ende des Stammes stecke man etwa 2–3 Ztm. durch den Fuß oder Untersatz der Tanne und stelle darunter eine tiefe Schale mit Wasser. Ein Schwamm, der die Schnittfläche des Baumes berührt, führt ihm nun stete Feuchtigkeit zu, die er aus der Schale aufsaugt, und der Baum bleibt, selbst im warmen Zimmer, lange grün und verliert keine Nadeln. Selbstverständlich muß das Wasser öfters nachgefüllt werden, denn die Tanne saugt davon recht viel auf. Der Kinder hellleuchtender Blick, ihre große Freude aber werden Dank genug für die kleine Mühe sein und auch die Großen einspinnen in den eigentümlichen, nicht erklärlichen, wunderlieblichen Weihnachtszauber.

Emma Kreuzahler.


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