Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Es gibt viele Menschen, die Stückchen von Schwarzbrot als Reste übrig lassen und auch viele, die Brotrinden abschneiden und Kanten nicht beißen können. Sie werden nun wohl in keinem Haushalt fortgeworfen werden; aber oftmals mögen die lieben Hausfrauen um den Verbleib sich gar wenig kümmern, dies den Dienstboten überlassend, die natürlich am wenigsten achtsam damit umgehen werden. Für ganze oder Teile von Brotschnitten hat man die beste Verwendung, sie zu schmackhaften und nahrhaften Suppen zu verkochen, die namentlich im Winter ein gutes Vor- oder Abendessen bilden. Deshalb halte man sich einen hübschen, sauberen Beutel von Nessel, oben mit einem Zugsaum, der den Vorteil hat, gewaschen werden zu können. Einen anderen Beutel schaffe man sich, etwas kleiner, für die Rinden an; denn diese mögen gleich frisch abgeschnitten werden. Die Beutel mit dem Inhalt hebe man frei hängend in der Speisekammer an trocknem Ort auf, dann halten sie sich recht lange und trocknen schmackhafter als in der Wärmröhre. Im Sommer können sie im Mörser oder in der Reibemaschine zerstoßen werden; sie dienen dann sehr gut zu Bier- oder Apfelweinkaltschale, zusammen mit gewaschenen und gekochten Korinthen verwendet, oder als Streusel für saure Milch, dem Zucker obenauf zugetan wird. Außerdem können die Rinden, die nicht gebraucht werden, frisch in feine Würfelchen geschnitten und getrocknet werden. In Haushaltungen, wo Kaffee gebrannt wird, was für größere immer von Vorteil sein wird, kann man sie gut verwenden, indem man sie unter den rohen Kaffee mischt und mitbrennt. Sie geben einen vorzüglichen Geschmack und Farbe ab und kräftigen sehr. Jeglichen Vorrat an getrockneten Rinden kann man dazu verwenden, auf ein Pfund jedoch nie mehr als ¼ Pfund Rinde. – Das getrocknete Brot zu Suppen wird eine Stunde vorher mit kaltem Wasser eingeweicht, die Rinde etwas länger, mit diesem Wasser später auf mildes Feuer gesetzt, kocht man sie ½ Stunde mit Zutat von Zitronenschale, etwas Butter und Salz. Dann schlägt man sie durch ein Sieb, fügt Milch und Zucker nach Geschmack hinzu und trägt sie auf. Mit angetaner Milch darf sie nicht mehr kochen, noch lange stehen, da sie leicht gerinnt. Sehr schön schmeckt sie mit Zutat von Apfelwein statt Milch, dann gibt man noch gereinigte und abgekochte Korinthen hinzu. Ohne Zitronenschale mit Kümmelkörnern und Braunbier gibt es eine äußerst kräftige Suppe. – Wer natürlich einen Hühnerhof hat, wird Brotabfälle stets hier verwenden können; jedenfalls aber sind sie zu schade, um von den Dienstboten als unnütz unter andere Küchenabfälle getan und fortgeworfen zu werden. Ebenso kann man sie getrocknet zu einem Brotpudding verwenden.
Klara Riebe.