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Ausnutzung eines kleinen Gartens.

Eigner Herd ist Goldes wert! sagt das Sprüchwort, und in demselben Sinne könnte man variieren: Eignes Land ist Glückes Pfand. Mit dem Lande soll nun nicht ein großes Rittergut gemeint sein, denn davon könnte man wieder sagen: Je mehr Ehr', desto mehr Beschwer. Nein, ein Gärtchen ist damit gemeint, ein stilles Fleckchen Erde, das vom Lärm der Straßen nicht berührt wird, wo Gottes liebe Sonne auf weichen, duftenden Erdboden scheint und darauf Leben wachruft, allerlei buntes, grünes, lustiges Leben. Solch ein Stückchen Land sein eigen zu nennen, dort Frühlings- und Sommerluft zu atmen, darin zu arbeiten nach Herzenslust, das entzieht den Lichtbade- und Kaltwasser-Heilanstalten die Gäste, das erspart Doktor- und Apothekerkosten und erfüllt das Herz wieder mit kindlicher Liebe zu Gott und seiner Schöpfung.

Nun ist leider das Fleckchen Erde, welches mancher sein eigen nennt, gar winzig und klein, und viel läßt sich nun einmal nicht darin pflanzen. Da hat man noch keinen Sellerie-, kein Blumen- oder Rosenkohl-, kein Kohlrabi- und Spinatbeet usw. Es ist alles besät, und dichter lassen sich die Reihen nicht ziehen; jeder weitere Wunsch wird mit Seufzern unterdrückt. Aber nicht doch, nur Mut gefaßt, es geht schon noch etwas hinein. Man hat da Zwiebeln, Möhren, rote Rüben, Petersilie, Majoran usw. hübsch in Reihen gesät; ei, wie wäre es, wenn man vor dem Reihenziehen erst das ganze Beet mit Samen besäen möchte, dessen Pflanzen nach einigen Wochen ausgezogen und versetzt werden müssen? Das geht nicht, weil man dann aus den Reihen den Samen wieder herunterscharrt? – Freilich, das muß man wohl tun, aber die paar Pfennige Unkosten bekommt man ja zehnfach wieder heraus. Ich mache es jedes Jahr auf diese Weise und habe mein Lehrgeld bei einer alten, erfahrenen und praktischen Wirtin gezahlt. Also man säe Samen von Kohlrabi, Weißkohl, Wrucken, Runkeln, Wirsing- und Rosenkohl über das ganze Beet, ziehe dann Reihen und säe in diese die stehenbleibenden Gewächse. Nach einigen Wochen bedeckt sich das Beet gleichmäßig mit jungem Grün. Vorläufig hat noch alles Platz und Nahrung, und bald sind die versetzbaren Pflanzen so weit, daß man sie entfernen kann. Nun pflanzt man sie aus, entweder auf noch freigelassenen Acker, oder auf Stellen, wo nichts aufgegangen ist, und die sonst leer stehen würden. Nur Gurken-, Erbsen- und Bohnenbeete müssen frei bleiben. Gänge im Garten besetze man am Rande mit Schnittlauch und Kopfsalat, welcher versetzt ganz wundervolle Köpfe liefert. – Also: probieren geht über studieren – und Glück auf!

Marie Walter.


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