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Wie kann ich sparen?

Diese Frage, in deren Beantwortung eigentlich das ganze Geheimnis einer Vernünftigen Wirtschaftsführung liegt, legt sich wohl jede Hausfrau des öfteren vor. Sei nun, daß sie vor einem größeren Einkäufe steht, der sie nötigt, etwas tiefer in den vielleicht nur knapp bemessenen Wirtschaftssäckel zu greifen; sei es, daß sie bei den monatlichen Abschlüssen wiederholt zu dem betrübenden Resultat gekommen ist, daß sie trotz der genauesten Berechnungen doch wieder den Etat überschritten hat; oder sei es, daß sie mit einer Kinderschar gesegnet ist, deren Erziehung und spätere Berufswahl größere Geldmittel erfordern – immer wird es ihr eine wahre Herzens- und Ehrensache sein, in jedem Gebiet, in dem sie sich betätigen kann, möglichst viel mit möglichst wenig zu leisten.

Nun ist ja nicht jede Sparsamkeit unbedingt als solche anzuerkennen schon mancher billige Einkauf, manche anscheinend praktische Maßregel haben sich nachträglich teuer genug bezahlt gemacht. Es heißt auch da: prüfen und das Beste behalten. Es heißt: nicht nur mit dem Augenblicke, sondern auch mit den Anforderungen der Zukunft, soweit man diese eben übersehen kann, rechnen.

Daß es eine Kunst ist, die nur allmählich erlernt werden kann, wird jede noch so gewiegte Hausfrau, wenn sie unparteiisch an die ersten Jahre ihrer Ehe zurückdenkt, zugeben müssen – es muß eben jede ihr Lehrgeld zahlen! Und es sind nicht immer die schlechtesten Hausfrauen, die das teuerste Lehrgeld haben zahlen müssen!

Zum größeren Teil liegt ja wohl die mehr oder minder große Sparsamkeit in der verschiedenen Anlage jedes Menschen – zum Teil ist sie aber ein Produkt der Erziehung. Die Macht der Gewohnheit und das gute Beispiel im Elternhause sind zwei überaus mächtige Faktoren, deren Einfluß auf die spätere Lebensführung unberechenbar ist. Es würde hier zu weit führen, detaillierte Sparsamkeitsregeln niederzulegen – dazu sind die Anforderungen, die Beruf, Geselligkeit, Familienleben usw. an die Kasse der Leser dieses Buches stellen, zu verschieden. Was minder Begüterten als unerschwinglicher Luxus gilt, gehört vielleicht zu den notwendigen täglichen Ausgaben der Millionärin.

Eins ist aber wohl allen praktischen Hausfrauen gemeinsam: die Freude am Ausfindigmachen von Bezugsquellen, deren Waren nicht nur preiswert, sondern auch nutzbringend sind. Denn, wie gesagt: nicht alles Billige ist auch vorteilhaft. Der Begriff der Sparsamkeit liegt bei einem Einkaufe nicht allein in dem geringen Preise der Waren, sondern hauptsächlich in seinem richtigen Verhältnisse zu ihrer Dauerhaftigkeit, Schmackhaftigkeit, geschmackvollen Ausführung usw., je nachdem es sich um Kleiderstoffe, Eßwaren, Luxuswaren oder dergl. handelt.

Die Großstädterin wird ja nur in seltenen Fällen auswärtige Firmen in Anspruch nehmen müssen, – wird ihr doch alles in schönster und größter Auswahl an Ort und Stelle geboten. Aber bedeutend schwieriger ist das Einkaufen für Landfrauen und Kleinstädterinnen, die doch ebenso gezwungen sind, nicht nur ihren Haushalt mit allem Nötigen zu versehen, sondern auch darin der jeweiligen Mode, den Ansprüchen der Empfänger und zuguterletzt dem Zustande ihrer Kasse gerecht zu werden. Nun müßte man denken: ein Blick auf die Insertionsbeilagen verschiedener Zeitungen dürfte genügen, um so eine arme, sorgengequälte Hausfrau mit einem Schlage aus allen Nöten zu reißen. Weit gefehlt! Eine echte, rechte deutsche Hausfrau ergibt sich denn doch nicht so leicht dem Zauber des gedruckten Buchstabens – für sie gilt noch in vielen Fällen das alte Mißtrauensvotum: Papier ist geduldig. Sie weiß zwar ebensogut: Probieren geht über Studieren; aber vorsichtig wie sie ist, denkt sie: Billiger ist's jedenfalls, wenn andere für mich probieren; sind sie zufrieden, mache ich's nach; sind sie's nicht, dann habe ich mein Lehrgeld gespart. Ein gewiß nicht ganz ungerechtfertigter Standpunkt. Um so dankbarer müssen nun aber gerade diese Vorsichtigen diesem lieben Buche »Sei sparsam« sein dafür, daß es ihnen Gelegenheit gibt, zu erfahren, was andere Hausfrauen mit großem Erfolg probiert haben und in freundlicher Weise ihren Mitschwestern zur Verfügung stellen. Abgesehen von der geistigen Anregung, die dieser Meinungsaustausch an sich sowohl für den Gebenden wie für den Nehmenden in sich birgt, darf auch sein praktischer Nutzen, der ja für beide Teile auf der Hand liegt, nicht unterschätzt werden. Für die Gebende ist es eine Freude, mit ihren hausfraulichen Kolleginnen in Beziehung zu treten, und ihnen mit gutem Rat beizustehen; für die Nehmende bedeutet dieser Rat meist eine Ersparnis an barem Gelde. Und nicht zu allerletzt sind auch die Herren Fabrikanten und Kaufleute mit diesem Meinungsaustausch einverstanden, der ihnen Gelegenheit gibt, mit ihren Erzeugnissen an die Öffentlichkeit zu treten, der aber auch – und das liegt wieder im Interesse der sparsamen Hausfrau – ihren Ehrgeiz anspornt, durch ihre Leistungen die Konkurrenz zu überbieten und je länger je mehr den Kampf erfolgreich aufzunehmen. Ich meine, so muß uns allen, die wir in »Sei sparsam« einen so lieben, tatkräftigen, praktischen Freund und Ratgeber besitzen, das Sparen nicht eine schwer zu erlernende Kunst, sondern ein abwechslungsreiches Vergnügen sein.

Frau v. Besser.

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