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Eine der schrecklichsten Untugenden des Menschen ist die Unpünktlichkeit, und sie müßte überall mit den härtesten Strafen bedacht werden. »Jung gewöhnt, alt getan«, sagt ein Sprichwort, und darum muß man von Jugend an sich an stete Pünktlichkeit gewöhnen, die dann später nicht mehr schwer fällt, sondern zur vollständigen Gewohnheit geworden ist. Ist Unpünktlichkeit nun im allgemeinen schon etwas Schreckliches, so ist sie bei der Hausfrau in der Herstellung der Mahlzeiten etwas ganz besonders Tadelnswertes. Niemals jedenfalls wird so etwas gut ausfallen, sondern es gibt Disharmonien mit dem Gatten, ein schlechtes Vorbild für die Kinder, kann ihnen eventl. noch Strafen in der Schule für Zuspätkommen usw. einbringen, jedenfalls ist durch die Unpünktlichkeit der Hausfrau der häusliche Frieden unbedingt untergraben. Vollkommen ist niemand, also auch die Hausfrau nicht; mag sie nun also ihre mehr oder weniger vielen Fehler haben, jedenfalls muß sie trotz allem für absolute Pünktlichkeit in ihrem Haushalte sorgen. Lieber mit der Vorbereitung zur Mahlzeit schon etwas früher beginnen als zu spät. Wenn der Hausherr von seinem Berufe zur Mittagspause erscheint, wenn die Kinder aus der Schule kommen, dann muß stets das Essen zum Genusse bereit sein, das wird stets und überall heitere Mienen hervorrufen, zumal die Stunde der Mahlzeit auch fast immer die einzige Zeit ist, die alle Mitglieder der Familie zusammenführt, und diese Stunde soll der heiteren, gemeinsamen Freude und nicht einem steten Grollen gewidmet sein. Ihr lieben Hausfrauen alle, beherzigt dieses ernste Wort, daß Pünktlichkeit die größte Zierde der Hausfrau und ein vorzügliches Vorbild für Kinder und Gesinde ist.
Helene Corsepius.