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Eigenartiges Ostereiersuchen

Das heilige Osterfest, das Fest der Freude, rückt wieder heran. Osterhäschen ziehen durch das ganze Land, um Eier zu legen; da machen sich Kinder und selbst auch Erwachsene fröhlich an die Suche. Ein allerliebstes, reizendes, eigenartiges Ostereiersuchen meiner Kindheit fällt mir ein. Es wird gewiß wenig bekannt sein und doch sicher überall großen Beifall finden.

Es war ein sonniger, lachender Ostermorgen, wir wurden alle zusammengerufen, mein Mütterchen hielt Lose in der Hand, und jeder durfte ziehen. Auf meinem stand:

»Willst du Ostereier naschen,
Such' in Vaters Manteltaschen.« –

Ich eilte zu meinem Vater und untersuchte sämtliche Manteltaschen, aber vergebens ich fand kein Ei, nur einen Zettel mit folgendem Inhalt:

»Vater ißt auch gern ein Ei,
Dies hat's Häschen wohl bedacht,
Weil es hier nicht sicher sei,
Schlich es sich davon ganz sacht,
Legt geschwind im Hühnerstall,
Ins Körnerfaß die Eier all'!« –

Nun sprang ich fröhlich zum Hühnerstall und sah das Körnerfaß durch, aber auch hier nur ein Zettelchen:

»Häschen wollte nun verhüten,
Daß die Hühner sie ausbrüten,
Trägt sie darum in den Saal,
In die große Silberschal'.« –

Dort fand ich wiederum nur einen Zettel:

»Ach, der Fritz ist bald gekommen,
Hat sie untern Hut genommen,
Geh zu ihm, pack ihn am Schopf,
Such' die Eier auf dem Kopf.« –

Fritz war unser Hausknecht, er sah mich grinsend an, als ich zu ihm ins Zimmer trat und ihn bat, den Hut abzunehmen; ein Zettelchen fiel mir entgegen:

»Nein, der Raum war hier zu klein,
Such' nur nach im Küchenschrein.« –

Ob ich dort die Eier finden werde? Nein, ein Zettel mit folgendem Inhalt ließ mich weiter suchen:

»Will dich Häschen irre führen,
Nur nicht gleich den Mut verlieren.
In der roten Rosenheck',
Liegt bestimmt ein Ei versteckt.« –

Also in der roten Rosenhecke. Ich eilte wieder in den Garten. Richtig, dort fand ich ein Nestchen mit zwei Eiern, dazu auch wieder einen Zettel:

»Sieh nur, sieh nur, sogar zwei
Und ein Verschen auch mit bei.« –
»»Es ist einfach unerhört,
Ein böser Mensch hat mich gestört,
Als ich beim besten Legen war.
Zwar findest du ein Eierpaar,
Doch weil du bist ein liebes Kind,
Leg' ich dir Eier noch geschwind,
Dort um die Ecke, an dem Zaun,
In den hohlen Weidenbaum.«« –

O das liebe Osterhäschen! – Zwar hat es mich etwas an der Nase herumgeführt, dafür aber reichlich belohnt. Ich fand in dem Weidenbaum ein Nest mit Eiern, ein allerliebstes Häschen und die Worte auf ein Zettelchen geschrieben:

»Schau nur hin, die schöne Pracht;
Häschen hat sie all' gemacht,
Damit auch ja kein Zweifel sei,
Setzte es sich selbst mit bei.« –

So hatte jeder seine bestimmte Bahn zu verfolgen.

Die kleinen Verschen können schon Wochen vor Ostern, in den Mußestunden gemacht werden. Die Freude, die man bei der Arbeit hat, wiegt doppelt und dreifach die kleine Mühe auf. Hat man schon am Tage vorher die Eier eingeteilt, und zu jedem Teil die dazu passenden Zettelchen mit den kleinen Verschen hinzugefügt, so ist es am Ostermorgen eine Kleinigkeit, alles an Ort und Stelle zu bringen. Nicht nur, daß die ganze Art und Weise des Eiersuchens viel Spaß und Vergnügen macht, die Eier werden auch gleichmäßig verteilt und können nicht verloren gehen, wie es sonst häufig der Fall ist.

Zum Schluß werde ich noch einen Weg zum Ostereiersuchen angeben:

»Osterhäschen grüßt dich schön,
Sollst einmal in'n Garten gehn,
Wo die Birken stehn, die drei.
Legte es für dich ein Ei.« –

(An betreffender Stelle muß ein Ei hingelegt werden.)

.

John Thiele. Der Osterhase

»Sieh, ein Ei hast du gefunden,
Und es wird dir sicher munden.
Doch darfst du auf mehr noch hoffen,
Suchst du hinterm Eßsaalofen.« –

»Ja, das Häschen hatte recht,
Der Raum war hier doch gar zu schlecht.
Drum legt's ein Ei noch gestern spät
Mitten auf das Teppichbeet.« –

»Mach doch kein betrübt Gesicht,
Es paßte hier dem Häschen nicht.
Doch sieh doch einmal zu,
In Muttis Morgenschuh.« –

»Nur ein Zettel liegt darin,
Diesen legt' das Häschen hin.
Sollst einmal in'n Garten gehn
Und geschwind die Laub' durchsehn.« –

»Ei! dies schöne große Nest,
Häschen grüßt dich allerbest.
All die Eier sollst du haben
Und nach Herzenslust dich laben.« –

Fröhliche Ostern!

Margarete Spielmann.


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