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Raumersparnis.

Wenn vom Sparen die Rede ist, so denkt man gewöhnlich zunächst nur an das Geld; doch soll sich die Sparsamkeit nach vielen Richtungen hin erstrecken. In der Großstadt, wo die Miete oft einen großen Teil des Einkommens verschlingt, lernt mancher mit dem Raume sparen. Wie ist es doch möglich, so viel in einem kleinen Raume unterzubringen, ohne daß derselbe beängstigend eng und überfüllt erscheint? Eine meiner Freundinnen verstand dies in bewundernswerter Weise. Ihr Mann war Landpfarrer gewesen. Sie hatten ein ganzes Haus mit Plättstube, Schrankstube, Vorratskammern usw. zur Verfügung gehabt, da hatte man sich mit dem Platze nicht einzuschränken brauchen. Nach dem Tode des Gatten war die Witwe der Erziehung der Kinder wegen in die nächste Großstadt gezogen und konnte dort nur eine bescheidene Wohnung mieten. Leicht war es freilich nicht gewesen, alles notwendige Hausgerät, wie alle die teuren Gegenstände, mit denen sich Erinnerungen an glückliche Tage verknüpften, unterzubringen, doch mußte ich staunen, wie dies Problem hier gelöst war. So z. B. waren fast alle Fenster mit Fenstermänteln versehen, nicht allein der Zierde und der Wärme wegen, nein, dahinter standen einfache aus Kisten gezimmerte Regale. Im Schlafzimmer dienten sie zur Aufbewahrung der Stiefel, im Wohnzimmer war Kinderspielzeug darin aufgespeichert, und in der Küche versteckten sich Wichs- und Putzkasten, Reisbesen usw. hinter dem Fenstermantel. In einer kleinen Kammer hatte man einen Hängeboden anbringen lassen, der eine Fülle von Dingen, deren man nicht täglich bedurfte, aufnehmen konnte. Der Raum neben dem Pianino reichte für einen Notenständer nicht aus. Da hatte der Tischler für wenig Geld eine Klavierbank gezimmert. Die geschickten Hände der Tochter hatten das Sitzbrett mit Brandmalerei verziert, und unter demselben waren zwischen den Beinen der Bank zwei Querbretter eingelassen zur Aufbewahrung der Noten. Ein drittes Brett war zum Herunterklappen eingerichtet. So diente die Bank zugleich als Notenschrank. Besonders hübsch fand ich es, wie meine Freundin die Türen des Büfetts ausgenutzt hatte. An der Innenseite waren aus weißem Fries mit rotem Band und Zierstich versehene Behälter für Messer, Gabeln, Eß- und Teelöffel durch Reißzwecken befestigt. Der Stoff war unten zur Hälfte doppelt genommen, so daß Klingen und Zinken bedeckt und nur die Griffe zu sehen waren. Die gleiche Einrichtung war an den inneren Türen des Küchenschrankes für die zum täglichen Gebrauch bestimmten Bestecke zu sehen. Jedenfalls waren sie in ihrer weichen Friestasche sehr gut aufgehoben, waren sie doch nicht in Gefahr, vom Dienstmädchen beim Suchen durcheinander geworfen oder zu anderen Zwecken in der Küche verwendet zu werden. In ähnlicher Weise waren für Regen- und Sonnenschirme an der innern Seite der Kleiderschranktüren Futterale angebracht. Dadurch wurde der Schirmständer auf dem Vorsaale frei für die Schirme der Besucher.

Frau Prof. Dietze.


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