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Ostergarten.

Wer bereitet den Kindern nicht gern eine kleine Überraschung zum Osterfeste? Was für schöne Dinge sieht man da in den Schaufenstern, die nur leider meist recht teuer sind. Durch meinen knappen Geldbeutel kam ich auf die Idee, selbst etwas Hübsches zu fertigen, und richtete damit die größte Freude an. Der Jubel der Kinder bleibt mir unvergeßlich und belohnte reichlich für die kleine Mühe. Selbst verwöhnte Kinder freuen sich mehr über solche niedliche, selbstgefertigte Kleinigkeiten als über gekaufte, kostbare Spielsachen. Mit wenig Kosten und etwas Geschicklichkeit ist der »Ostergarten« leicht herzustellen, man braucht dazu nur die Schokolade- oder Marzipanhasen und ebensolche Eierchen, sowie für 10 Pfg. grüngefärbtes Moos zu kaufen.

Einen starken Kartondeckel von 45 Zentimeter Länge, 30 Zentimeter Breite beklebt man mit grünem Papier; übereck kommt an der hinteren Kante eine innen ebenfalls grün ausgeklebte ovale Schachtel von Glafeys Nachtlichtern oder eine andere, ähnlichen Formates, die außen mit zerschnittenen Weinkorken möglichst unregelmäßig bekleidet wird, daß es wie Grottensteine wirkt. Die noch vorhandenen Lücken füllt man mit kleinen Moosstückchen aus, obenauf kommt ein Streichholz als Fahnenstange, an dem eine kleine, grünweiße Papierfahne mit der Aufschrift »Fröhliche Ostern« an grünseidenem Faden befestigt wird. Die Grotte ist das Nest des Osterhasen, der vor dem Eingang sitzt und befriedigt seine schönen Eierchen betrachtet, von denen zwei kleine, an einen Wagen gespannte Hasen davonfahren. Der Wagen ist aus einer Pillenschachtel mit 4 Holzknopfschalen als Räder und einem angeleimten Streichholz als Deichsel fabriziert. Ein Hase in Höschen läuft als Kutscher nebenher und schwingt eine Peitsche, die man ihm aus einem Streichholz mit darangeknüpftem Seidenfaden herstellt und durch einen Stich mit einer glühenden Sticknadel in dem Schokoladenhändchen befestigt. Eine Rabatte von Büschen und Bäumen fertigt man aus Moos, das man teils in hübschen Büscheln an Streichhölzern festbindet, und diese zum besseren Halt in durchschnittene Korkplätzchen steckt, teils auf den Boden als Gras klebt, um die Korke zu verbergen. In den Moosboden steckt man dann hier und da bunte Blümchen, die man eventuell aus Seidenpapier zusammendreht. Einzelne zierlich geästete Zweige befestigt man als große Bäume ebenfalls mit Korkstücken. Auf einem dieser Bäume hängt in einer »Zwiesel« ein kleiner Starkasten, den man aus einem grünen Stück Papier ausschneidet und die Ecken nur leicht ritzt und den Deckel etwas überstehend ausleimt. Vor dem mit Tinte aufgemalten Ausflugsloch sitzt auf dünnem Stänglein, das durchgestochen wurde, unterhalb des Loches, ein bunter Vogel, den man aus einer Ansichtskarte ausschneidet und mit etwas Wachs befestigt. In der Ecke, gegenüber der Grotte, steht ein aus Zigarrenholz oder starker, brauner Pappe gefertigtes Bänkchen mit Lehne, davor ein vierbeiniges Tischchen. Auf der Bank sitzt ein Hase, der von einem Teller mit Eiern zu schmausen scheint, ein kleines, als Mädchen gekleidetes Häschen steht vor ihm, als wolle es auch etwas haben. In der Mitte des freien Platzes prangt eine runde, blanke Blechschachtel als Springbrunnen, den aber ein vorwitziger Osterhase jedenfalls abgestellt hat, um auch darin eine Eierniederlage unterzubringen. Um die Blechschachtel herum ist ein rundes Beet von Moos und Blumen angelegt. Ein Gartenzaun von grünem Holzspan, wie man ihn aus den sogenannten »Frühstückskörben« nimmt, oder von Streichhölzern, welche man in regelmäßigen Abständen durch zwei Kartonstreifen sticht (dieselben bilden die Querbalken), und die an den vier Ecken an Paketknebel kleinster Nummer befestigt sind, umfriedigt das reizende Gärtchen. Am Eingang lockt ein großes Plakat mit der Aufschrift: »Zum Osterhasen.« Hat man nun noch zierliche Blätterzweige von alten Hut- und Ballblumen, so kann man diese etwas aufbiegen und ebenfalls als Bäume verwenden, was sich besonders hübsch ausnimmt.

Die sparsame Hausfrau wird sich freuen, zu dieser Spielerei so viele abgebrannte Streichhölzer verwerten zu können. Der Garten kann immer wieder Ostern etwas aufgefrischt und neu gefüllt werden, und meist gelingt es, durch kleine Neuerungen ihn den Kindern wieder reizvoll zu gestalten.

Frida Polster.


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