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Das Aufliegen der Kranken zu verhindern und zu heilen.

Wohl die meisten unter den geehrten Lesern unseres lieben »Sei sparsam« haben schon einen lieben Kranken gepflegt, der lange Zeit bettlägerig war, und wissen es deshalb, wie leicht solch Aufliegen des Kranken bei einem langen Krankenlager vorkommen kann. Wir machen uns dann bittere Vorwürfe, daß wir es wohl an der nötigen Sorgfalt fehlen ließen, oder daß wir ungeeignete Mittel zur Verhütung des für den Kranken schmerzhaften Aufliegens anwandten. Altbewährte Vorsichtsmaßregeln gegen das Aufliegen sind folgende: Man stelle ein Gefäß mit frischem Brunnenwasser unter das Bett des Kranken und erneuere letzteres täglich, oder man lege Wachstuch mit der Glanzseite nach oben unter das Bettuch, oder man lege ein Rehfell unter das Betttuch, und zwar so, daß der Strich der Haare nach dem Kopfe des Kranken gekehrt ist; auch Wachstaffet mit Lilienöl bestrichen soll gute Dienste tun; oder man lege mit Roßhaaren gefüllte Kissen von weichem Hirsch- oder Schafleder, die man mehrere Male des Tages wechselt, dem Kranken so zurecht, wie es ihm am bequemsten ist. Hat sich der Kranke bereits aufgelegen, so kann man die Stellen des Bettuches, die dem Drucke des Körpers am meisten ausgesetzt sind, mit Hirschtalg bestreichen. Ebenso empfiehlt sich das Auflegen eines Lappens, der in eine Mischung von Branntwein mit Eiweiß getaucht wird, oder man wäscht die wunden Stellen des Kranken mit dem Schaum von Rind- oder Kalbfleisch, den man beim Kochen ja abschöpfen kann, oder auch mit einer Mischung von Essig und Branntwein täglich dreimal. Dies letztere Mittel habe ich nicht selbst bei Kranken angewandt, doch ward es mir geraten. Werden die wunden Stellen brandig, so nehme man geriebene Möhren, mische den vierten Teil Roggenmehl darunter, lasse es einige Stunden stehen, streiche es hierauf dick auf Leinwand, mache Umschläge und erneuere diese, so bald sie anfangen warm zu werden. – Noch sei bemerkt, daß das Aufstellen von Gefäßen mit kaltem Brunnenwasser bei vielen Krankheiten, z. B. Scharlach, Masern usw., von den Ärzten verworfen wird, so zweckmäßig es auch im allgemeinen sein mag. Auch die Anwendung von Holzkohlenpulver erweist sich oft als recht heilsam. Dies sind erprobte Hausmittel. Ein möglichst horizontales Lager, häufiges Waschen des Rückens und öfteres Wechseln der Wäsche des Kranken ist Verhütung des Aufliegens vor allem notwendig.

Anna Bormann.


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