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So sorgfältig auch bei den ganz kleinen Kindchen die Pflege des Mundes gehandhabt wird, so schnell wird damit nachgelassen, wenn die ersten Lebensmonate vorüber sind und besonders dann, wenn sich nie krankhafte Erscheinungen im Munde (Blätterchen und Schwämmchen auf Gaumen und Zunge), wie sie manchmal bei kleinen Kindern vorkommen, gezeigt haben. Bis zum Durchbruch der ersten Zähnchen wird vielleicht noch täglich einmal der Mund mit einem sauberen Läppchen gereinigt, aber ist erst dieses Ereignis glücklich von statten gegangen, hört oft alle Mundpflege gänzlich auf, um vielleicht erst wieder einzusetzen, wenn einzelne Zähne anfangen schadhaft zu werden und der unliebsame Gast des Zahnschmerzes energisch Beachtung der Zähne erheischt. Dann ist es aber leider schon zu spät, denn ein tadelloses Gebiß läßt sich nun auch durch sorgsamste Pflege nicht mehr herstellen, wenn auch dem raschen Fortschreiten des Übels dadurch noch ziemlich gesteuert werden kann. Viel leichter ist es jedoch, dem Übel vorzubeugen und noch zur rechten Zeit darauf zu achten, die Zähne durch pünktliche und sorgfältige Pflege gesund zu erhalten. Damit kann gar nicht zeitig genug angefangen werden, und es ist ein nicht mehr gut zu machender Fehler, wenn dies bei dem kleinen Kinde versäumt wird. In derselben Weise wie in den ersten Monaten der Mund des kleinen Kindes nach jeder Mahlzeit gesäubert wird, muß man es fortführen, bis alle 20 Milchzähne durchgebrochen sind, d. h. auf die hinteren 4 braucht man eigentlich nicht zu warten, da diese manchmal bedeutend später kommen. Sind aber die anderen schon vollständig, so kaufe man auch bald eine kleine, weiche Kinderzahnbürste und putze dem Kinde einmal täglich vorsichtig, aber gründlich die Zähnchen von allen Seiten, lasse den Mund gut mit Wasser ausspülen und – das wichtigste – vergesse ja nicht, das Kind gurgeln zu lassen. Man kann dies mit ein wenig Geduld und Mühe recht gut schon einem kaum zweijährigen Kindchen beibringen, und zwar ist auch hierbei, wie bei allem, der Anschauungsunterricht der beste. Man macht es dem Kind oft vor, läßt dann erst einen ganz kleinen Schluck Wasser nehmen, hebt mit der Hand das Köpfchen des Kindes ganz sanft in die Höhe, läßt es anfänglich nur wenige Augenblicke in dieser Stellung, weil sich das Kind noch leicht verschluckt und dadurch ängstlich wird. Liebevolles Zureden und Ermuntern tun das übrige, und nach einigen Tagen ist das schwere Werk vollbracht. Das Gurgeln und Ausspülen des Mundes läßt man auch Mittag und Abend vornehmen, während das Putzen der Zähne mittels der Bürste einmal täglich, am besten früh, genügt. Öfteres Putzen würde sogar dem zarten Zahnschmelz schaden. Auf diese Weise geschützt, werden unsere Kinder gesunde, schöne Zähne erhalten; sie werden sich auch frühzeitig an Pünktlichkeit in betreff der Reinhaltung ihres Mundes gewöhnen und widerstandsfähiger gegen Halskrankheiten sein, denn das tägliche Gurgeln ist, verbunden mit kalten Waschungen des Halses, ein guter Schutz gegen diese. Und wie appetitlich und herzig solch sauberer, gepflegter Kindermund ausschaut, wie sehr er unser ästhetisches Gefühl befriedigt! Sollte nicht auch dies ein Grund sein, die kleine Mühe, welche solche regelmäßige Pflege macht, nicht zu scheuen?
Elfriede Fleischer.