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»So, die Wohnung gefällt uns, wir werden mieten! Besonders schön ist das große Eckzimmer, welches einen herrlichen Ausblick auf die Hügelkette drüben bietet, die sich jenseits des Stadtparkes hinzieht. Oh, was wird dieses Zimmer für einen großartigen Salon abgeben, daneben dann das durch eine Schiebewand getrennte, geräumige Wohnzimmer – es muß wirklich ein Vergnügen sein, hier Gesellschaften geben zu können, zumal man das mit in der Front liegende Herrenzimmer mit dazu verwenden kann.
Freilich, die nach dem Hofe zu liegenden und von den Hintergebäuden recht verdunkelten Räume, die zum Schlafen und als Aufenthaltsort für die Kinder dienen sollten, könnten geräumiger und lichter sein für die hohe Miete. Aber wo findet man heutzutage noch eine vollkommene Wohnung.
Wer zur Miete wohnen muß, muß sich eben begnügen. Anders als Schlaf- und Kinderzimmer lassen sich diese Räume nicht verwenden.«
O du liebe Eitelkeit, der selbst die Gesundheit und das Wohlbefinden zum Opfer gebracht werden. Anstatt daß das Schlafzimmer oder die Kinderstube in das große helle Eckzimmer verlegt werden, daß das Herrenzimmer mit für diese Zwecke benutzt wird, macht man Staatsstuben daraus.
Sollte der Hausherr, der ja meist auf dem Bureau oder im Geschäft ist, wirklich einmal in seinem Zimmer zu arbeiten haben, so eignet sich ein kleines, ruhiges Zimmer weit besser dazu, als ein nach der unruhigen Straße zu gelegenes. Und einem kurzen Besuche, einer Gesellschaft wegen stellt man nicht das beste, größte Zimmer zur Verfügung. Der Besuch kann in einem kleineren Raume empfangen werden, und hält man das Jahr eine oder zwei größere Gesellschaften ab, so räumt man einmal um; in einem halben Tage ist da viel getan.
Sicher gäbe es weit gesündere Menschen, weniger blasse, nervöse Kinder, wenn überall der größte, gesündeste Raum als Schlafzimmer eingerichtet würde und der Körper neben der Nachtruhe auch gesunde Luft hätte.
Klara Gorges.