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Wenn der Sommer seinem Ende sich zuneigt und der herbe Winter wieder in naher Aussicht steht, dann sind wir damit beschäftigt, die verschiedenen Erzeugnisse von Garten und Feld in die Keller unterzubringen. Es dürfte somit angezeigt erscheinen, in diesen Blättern auch einmal einige Worte über diesen zu schreiben.
Spielen doch die Keller in der Land- und Hauswirtschaft eine so wichtige Rolle, daß ihre Beschaffenheit von größter Wichtigkeit ist. Im Keller heben wir einen großen Teil der Vorräte für unsern Lebensunterhalt auf, und es hängt ganz von der Art der Keller ab, ob sich die darin aufbewahrten Vorräte längere Zeit gut halten sollen oder nicht. Leider trifft man noch recht häufig in den ländlichen Gegenden mehr oder weniger mangelhafte Keller an; sie sind oft klein, dumpf, zu feucht, zu kalt oder zu warm. In solchen Kellern kann selbstverständlich nichts auf die Dauer aufgehoben werden.
Von einem guten Keller verlangt man, daß er vor Kälte oder zu hoher Wärme und vor Nässe geschützt sei, daß er nicht zu feucht und dumpfig sei, daß darin eine reine, trockene Luft und genügend Licht sei. So kann es z. B. leicht vorkommen, daß der ganze Kartoffelvorrat unbrauchbar wird, wenn die Wärme in dem Keller unter Null sinkt; steigt sie aber zu hoch, so ist der Schaden oftmals ein noch größerer, denn dann erwärmen sich die in Haufen aufgeschütteten Kartoffelknollen, erleiden dadurch eine Umwandlung und Verringerung ihres Nährwertes und Geschmackes, beginnen zu keimen, zu schimmeln und sogar zu faulen. In einem guten Keller soll die Wärme im Winter 6–10 Grad Neaumur und im Sommer 10–14 Grad Reaumur nicht übersteigen.
Ein zu hoher Wärmegrad läßt sich durch Öffnen von Fenstern und Türen, namentlich, wenn solches nachts geschieht, leicht beseitigen, wogegen die Kälte im Keller schwerer zu bekämpfen ist, wenn er nicht tief genug im Boden liegt. Jedoch kann man auch hier durch sorgfältiges Verwahren von Türen und Fenstern mittels Strohbündeln und durch Anhäufen von Erde um die äußeren Kellerwandungen in den meisten Fällen Abhilfe schaffen.
Jedenfalls ist das Vertiefen des Kellers ein Aufwand, welcher sich bald bezahlt macht.
Jede Hausfrau wird auch schon wahrgenommen haben, daß die guten Keller sehr oft dadurch unbrauchbar gemacht werden, daß sie zur Aufbewahrung aller erdenklichen Sachen benutzt werden. Daß dann in solchen Kellern, in welchen alles Mögliche kunterbunt neben- und durcheinander liegt, eine schlechte Luft herrschen muß, und daß diese dann auf die im Keller untergebrachten Produkte höchst schädlich wirkt, liegt doch auf der Hand.
Man richte es daher ein, daß die verschiedenen Sachen getrennt zu liegen kommen, zumal diejenigen, welche am empfindlichsten sind, wie z. B. Wein, Obst, Milch, Gemüse usw.
Vor allem wäre zu wünschen, daß den Hausbewohnern mehrere Keller zur Verfügung ständen. Bei Neubauten läßt sich dies auch leicht bewerkstelligen; in älteren Häusern aber lassen sich ebenso leicht die Keller durch Holzverschläge in mehrere Teile trennen. In dem Teil, wo Trauben- und Obstwein lagert, können außerdem Butter, Eier, Obst usw. mit aufbewahrt werden.
Die Gemüse, Knollen- und Wurzelgewächse sollten wiederum allein kommen. Es ist notwendig, darauf zu achten, daß Knollen- und Wurzelgewächse, ganz besonders aber alles Obst, völlig trocken in den Keller kommen, sonst wird das Faulen, namentlich wenn der Keller zu warm gehalten wird, rasch beginnen. Man sollte deshalb die Kartoffeln, bevor man sie einkellert, zuerst an einem luftigen Orte aufschütten und mehrmals umschaufeln, damit sie gründlich abtrocknen können.
Auch sollten die Kartoffeln nicht höher als 80–100 Zentimeter aufgeschichtet werden. Für das Obst aber sollte man sich eigene, freihängende Lattengestelle herrichten, die nur zur Auflagerung des Obstes dienen dürften, bei denen die Latten mindestens fingerbreiten Abstand voneinander haben, damit die Luft allenthalben durchzirkulieren kann. Alle Erzeugnisse aber, die im Keller aufbewahrt werden, müssen fortgesetzt fleißig nachgesehen und alles Schadhafte muß sofort entfernt werden. Ebenso ist auf öftere, genügende Lüftung der Keller besonders an hellen, sonnigen Wintertagen sorgsam zu achten. Auf solche Weise werden die Hausbewohner vor mancherlei Schaden und Verdruß bewahrt werden.
A. Weil.