Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
»Wenn doch die hellen Sommerkleider, die zartfarbigen Blusen nicht gar so schnell schmutzten, denn das häufige Reinigenlassen in der chemischen Wäscherei ist doch allzu kostspielig!« So hört man oft Frauen und Mädchen klagen. Und doch möchten sie alle die lichten Kleider nicht missen. Die strahlende Sonne, das Grünen und Blühen in der Natur fordern förmlich auf, uns in frohe, bunte Farben zu kleiden, die mit all der Schönheit draußen in Flur und Wald ein wenig harmonieren, und auch äußerlich der heiteren Stimmung, dem gehobenen Daseinsgefühl Ausdruck zu geben, die die Menschen im Sommer erfüllen!
Wie vielgestaltig ist die Mode! Für jeden Geschmack, für jeden Geldbeutel bietet sie etwas. »Freilich, der Stoff ist reizend, ob aber praktisch?« meint zweifelnd so manche Mutter, wenn sie für die Tochter ein neues Sommerkleid auswählt. Und so sehnsüchtig und verlangend auch die Blicke des jungen Mädchens auf dem duftigen, zartgefärbten Stoffe ruhen, und mit wie großem Eifer sie auch für dessen Haltbarkeit und Waschechtheit eintritt, die erfahrene Mutter wählt einen derberen Stoff mit altbewährten Farben. Wie oft sind die Stoffe, die wir verworfen, weil sie nicht auf gewöhnliche Art im Hause zu waschen sind, gerade die geschmackvollsten, und wir geraten in starke Zweifel, ob wir unserm guten Geschmack folgen oder nur nach praktischen Grundsätzen wählen sollen.
Ihr alle, die ihr zarte Farben liebt und feine Gewebe, kauft euch in Zukunft ruhig, was euch gefällt. Ihr könnt euch lange daran erfreuen! Es gibt ein einfaches Mittel, das eure Gewänder immer wieder in alter Schöne aus der Wäsche hervorgehen lassen wird, ohne Anforderungen an euren Geldbeutel zu stellen. Es heißt Mehlsuppe! Kalte, dünne Mehlsuppe, so viel, daß die zu waschenden Gegenstände reichlich davon bedeckt sind. Man läßt sie darin ein Weilchen liegen und wäscht sie dann ohne Seife durch, bis sie völlig rein sind, spült sie darauf mit kaltem Wasser zweimal nach und hängt sie zum Trocknen an einen schattigen Ort. Man nimmt sie ab, solange sie noch ein wenig feucht sind. Kann man die Sachen nicht sofort bügeln, so legt man sie zwischen weiße Tücher und rollt sie fest zusammen, daß sie feucht bleiben. Doch ist es vorzuziehen, sie möglichst bald fertig zu machen. Das Eisen zum Bügeln darf nicht zu heiß sein, weil sonst die Farben leiden; auch plättet man am besten zuerst auf der linken Seite und höchstens flüchtig auf der rechten noch einmal über. Die so gewaschenen Gegenstände behalten ihre frischen Farben und bekommen etwas Appretur, was sie wie neu erscheinen läßt. Auch zartfarbige Decken und Läufer kann man so waschen, wie auch hellfarbige Seidenblusen und Kleider. Die Mehlsuppe wird aus Weizenmehl gekocht, natürlich ohne Salz, und muß dünn und kalt sein.
Gertrud Küchler.