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Ein Gegenstand für Kleidung: Strumpfbretter.

Wenn ich auch die Strumpfbretter nicht direkt zur Kleidung oder als Haushaltungsstück hier rechnen kann, so kann ich bei unserm Preisausschreiben für »Sei sparsam« nicht unterlassen, auf unsere herrlichen, altbewährten Strumpfbretter hinzuweisen, die, so lange wir denken können, bei Großeltern und Eltern nie gefehlt haben und sicher von vielen lieben Hausfrauen gar nicht gekannt sind, die deshalb die Wohltat derselben und ihren Nutzen noch nie empfunden haben. Wir haben solche für männliche Füße, je zwei gleiche; hat man mehr Mannsleute im Hause, so müssen für jede Person zwei da sein. Ebenso haben wir Strumpfbretter für Frauenstrümpfe, solche für Kinder und für ganz kleine, für jede Person zwei Bretter. Man läßt sie beim Tischler oder Drechsler anfertigen, sie sind flach, etwa 1 oder 1½ Zentimeter stark und werden von Buchenholz hergestellt. Sind die wollenen Strümpfe, und nur für diese sind sie brauchbar, gewaschen, was stets zweimal in warmem Seifenwasser geschehen muß (sie dürfen niemals gespült werden), so zieht man sie warm und feucht gleich auf die Strumpfbretter, die rechte Seite nach innen und recht glatt. Den Rand, ist er zu lang, streife man nach oben herum. Nun muß man sich vorsehen, daß man je ein Paar gleiche zuerst über jedes der zwei Bretter zieht; denn man kann hernach noch ein zweites Paar gut über das eine ziehen und mittrocknen. So kann man auch kleinere Strümpfe zuerst überziehen und ein Paar für größere Kinder darüber ebenfalls mittrocknen. Im Winter kann man sie hinter den Ofen stellen, sie sind anderntags fertig. Dann ziehe man sie ab und trockne die anderen Strümpfe. Es ist jedoch sehr ratsam, die vorhandenen Löcher vorher zu stopfen, da sie beim Waschen sich stets vergrößern. Der Vorteil solcher Strumpfbretter wird bald der lieben Hausfrau einleuchten und dürfte eine angenehme und passende Mitgabe zu einem neu zu gründenden Hausstand, ein hübsches und praktisches Geschenk für einen älteren sein. Die Strümpfe halten viel länger bei Gebrauch der Strumpfbretter und filzen nicht. Besonders möchte ich nochmals auf das rechtzeitige Stopfen der Löcher hinweisen, auch möchte man die Dienstboten dazu anhalten. Drollig ist die Redensart: »Wer die Tür vergißt zu schließen, hat sicher Löcher in den Strümpfen!« Wir haben schon jedesmal ein Mädchen von der Untugend des Türenauflassens damit kuriert. Zuerst zuckt sie ganz verblüfft, woher man das wohl weiß, und da es meist der Fall ist, wird sie nicht nur die Tür immer schließen, sondern auch die eigenen Löcher bald stopfen. So hilft man zu Ordnung und Sparsamkeit.

Klara Riebe.

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