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In der Küche besteht das rechte Sparen meiner Ansicht nach darin, daß alle Lebensmittel ihre richtige und volle Verwendung finden und nach Möglichkeit ausgenutzt werden. Man soll nicht Sachen für einen billigeren Preis kaufen, die geringeren Wert haben, sondern von den guten nicht mehr verbrauchen, als nötig ist; jede Speise ist aufs genaueste gut zuzubereiten, so daß keine von den Tischgenossen zurückgewiesen wird und nichts verdirbt.
Aufgewärmtes, in der gleichen Form auf den Tisch gebracht, wird selten gern gesehen, aber wie manches kann, auf andere Weise verwertet und richtig zubereitet, dem hungrigen Magen wieder neu und hochwillkommen erscheinen. Manches übrig gebliebene Gemüse kann eine Suppe rund und wohlschmeckend machen; Kartoffelreste werden gebraten und zu Klößen verwendet, auch in Kartoffelsuppe, Hülsenfruchtsuppe, Mus können sie unbeschadet des Wohlgeschmacks mitverbraucht werden, wenn man das Gericht nur durch ein Sieb rührt; trockene Brotreste geben Suppe oder, kalt geweicht und mit der Reibekeule zerrieben, Einlage in Bierkaltschale; geröstet und zerkleinert geben sie einer Wild- und Gemüsesuppe Rundung, Kraft und Farbe, einer Bratensauce desgleichen; altes Weißbrot gibt Kloß oder Pudding. Kalbsbratenreste können in die Pfanne geschnitten mit überschlagenen Eiern zu einer guten Schüssel hergerichtet oder zu Salat verwendet werden, trockene Rinderbratenstückchen kocht man in Suppe aus und benutzt sie dann mit zu Frikandellen, Fleischmus, Salat. Geflügelklein von Tauben oder Hähnchen (Hals, Magen, Herz) und Knochen von gebratenem Geflügel wie von anderem Braten geben eine gute Suppe, auch solche von Hasenbraten, wenn man hieran viel Wurzelwerk, Röstbrot und ein Güßchen Wein tut. Das Abkochwasser von Spargel und Blumenkohl schmeckt ebenfalls sehr gut in Suppe.
Doch auch manches, was anscheinend schon ausgedient hat, kann in der Küche noch gut verwertet werden. Aus leeren Schoten von jungen Erbsen kann, lange gekocht, eine Brühe gewonnen werden, die, zu Extrakt eingedickt und aufbewahrt, teelöffelweise an die Suppe gegeben, dieser den lieblichen, frischen Geschmack der jungen Erbsen verleiht; Spargelschalen, getrocknet und später in Bouillon ausgekocht, zaubern uns den Spargelgeschmack hinein. – Wenn in einem obstreichen Hause Äpfel getrocknet werden, können die Schalen gekocht und der Saft davon zu Gelee (mit Zucker und etwas Vanille) eingedickt werden. Aus Apfelsinenschalen kann man einen guten Extrakt zu Limonade gewinnen, wenn man sie, klein geschnitten, in einer Flasche mit Weingeist destillieren läßt. So gibt es noch mancherlei, dessen Aufzählung zu weit führen würde.
Viel läßt sich auch in Küche und Haus sparen, wenn man wohl darauf achtet, daß weder Feuerung noch Licht unnötig verbraucht wird, was vielen Dienstboten nur sehr schwer beizubringen ist. Es ist billiger, ein neues Streichholz zu benutzen, als eine Lampe im leeren Zimmer brennen zu lassen, bis man etwa von einem Ausgang zurück ist. Morgens braucht das Feuer unter dem Herd nicht gleich angezündet zu werden, man kann das Frühstück auf Gas, Petroleum, für einen kleinen Haushalt selbst auf Spiritus billiger herstellen. Zugleich mit den Speisen können auf dem Herd oder in der Röhre Töpfe mit Wasser zum Spülen oder zu sonstigen Arbeiten stehen; wenn nur wenige Töpfe benutzt sind, kann ein Gericht für den folgenden Tag vorbereitet werden. Plätteisen müssen, wenn irgend angängig, nur beim Kochfeuer erhitzt werden. So kann das Feuer unter dem Herd mittags ausgehen. Wird aber spät gegessen und abends wieder warm, so ist es im Winter, wenn die Mädchen doch sich in der Küche aufhalten müssen, rätlicher, mit einigen Schaufeln Asche das Feuer zu dämpfen und am langsamen Glimmen zu erhalten, bis man es beim Gebrauch wieder anschürt. Das ist billiger, als von neuem Holz zum Anmachen zu verbrauchen.
Die Stubenöfen müssen zu rechter Zeit, mit einigen Briketts versehen, zugeschraubt werden, dann halten sie den ganzen Tag warm.
Mögen diese Winke bei den lieben Leserinnen dazu beitragen, auf noch weitere Ersparnisse in der Küche zu sinnen.
Herm. Eckstein.