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Vom Sparen für die Kinder.

Eltern sollten für die Kinder vor allem in der Zeit zurücklegen, da die letzteren noch als Babies auf dem Arme getragen werden oder in kurzen Höschen um sie herumspringen. In dieser Zeit kosten die Kleinen wenig genug, was junge Eltern zwar nicht zugeben, was aber trotzdem wahr ist. Mit jedem zunehmenden Jahre wächst der Appetit unserer Sprößlinge, muß der teure Ehegatte das Wirtschaftsgeld erhöhen, was er gar nicht gerne tut, es werden die Schuhmacherrechnungen länger, die Schulbedürfnisse und sonstigen Ausgaben für den jugendlichen Nachwuchs größer. Ist dann vollends das zehnte oder zwölfte Jahr herangekommen, handelt es sich für Buben und Mädchen darum, die Vorbereitung für einen Lebensberuf in die Wege zu leiten, vielleicht wie es den Bewohnern kleiner Städte und des platten Landes auferlegt ist, sie auf viele Jahre hinaus in auswärtigen Pensionen unterzubringen – dann ade jede Möglichkeit des Zurücklegens für die breiten Schichten des Mittelstandes. Man dankt Gott, wenn bei bescheidenster Lebenshaltung daheim die lieben Gören draußen sich gehörig satt essen können, und denkt an die Zeit, da wir sie noch auf dem Arme trugen, als an das verlorene Paradies zurück – pekuniär betrachtet. Denn (in Parenthese bemerkt) das Aufpuddeln kleiner Kinder hat nicht nur paradiesische Seiten. Also noch einmal: Sparen im ersten Lebensalter des Kindes. Später kommt's bei vermögenslosen Leuten nimmer dazu.

Jeder Vater sollte am Tauftag dem Kindchen ein Sparkassenbuch kaufen und fortan regelmäßig monatliche Einzahlungen bewirken, die nicht unter einen bestimmten Satz heruntergehen, wohl aber, falls es die Verhältnisse irgend gestatten, bisweilen erhöht werden könnten. In der Regelmäßigkeit der Spareinlagen am Monatsersten liegt der Vorteil. Der kleine Betrag muß vom Einkommen vorweg genommen werden. Wer darauf wartet, daß er übrig bleiben soll, wartet in der Regel vergebens. Sind es beispielsweise fünf Mark, die in den ersten zehn Lebensjahren des Kindes monatlich eingezahlt wurden, so beträgt das kleine Kapital nach Ablauf dieser Zeit 600 Mark ohne die Zinsen, welche bekanntlich die Sparkasse, falls sie nicht abgehoben wurden, als Zinseszins alljährlich zum Kapital schlägt. Dieses Geld wäre, selbst wenn weitere Einzahlungen nicht mehr möglich sind, ein Notpfennig für das Kind und könnte ihm später einmal aus bitterer Verlegenheit helfen oder zu rascher Erlangung eines wünschenswerten Zieles förderlich sein. Damit es wirklich Notpfennig bleibt, nicht schon dann angegriffen wird, wenn von einem Notstand noch nicht die Rede sein kann, empfiehlt sich das System der »gesperrten« Sparkassenbücher. Jede Sparkasse sperrt auf Wunsch des Einlegers das Buch bis zu einem bestimmten Lebensalter des Kindes, d. h. sie leistet in dieser Zeit keine Rückzahlung, so daß das Kapital sich nie verringert, wohl aber durch Zinseszins und etwa noch bewirkte Einlagen stetig wächst. Ist für Aufhebung der »Sperre« etwa das erfüllte zwanzigste Lebensjahr des Kindes bestimmt, so ist das meines Erachtens für bescheiden situierte Eltern der günstigste Zeitpunkt. Er fällt zusammen mit der Militärpflicht der Söhne, dem Beginn des akademischen Studiums, mit der eventuellen Beschaffung einer Aussteuer für die Töchter. Wie wohl tut den Eltern eine Beihilfe in diesen pekuniär so schwierigen Zeiten, wie reich vergolten sind die kleinen Entbehrungen früherer Jahre, die man sich auferlegte, um regelmäßige Einzahlungen leisten zu können.

Sehr empfehlenswert sind ferner die Konfirmandensparkassen, eine Einrichtung, welche ihres praktischen Wertes wegen in den meisten Gemeinden ins Leben gerufen wurde. Die dieser Kasse beitretenden Eltern verpflichten sich zur wöchentlichen Zahlung eines kleinen, ganz in ihr Belieben gestellten Betrages, sobald das Kind schulpflichtig wird. Sie erhalten ein Vierteljahr vor der Konfirmation die Summe ihrer Einlagen samt Zinsen zurückgezahlt zur Deckung der durch die Konfirmation verursachten Kosten. Wer da weiß, wie schwer bei kleinem Einkommen große Ausgaben zu bestreiten sind, wie oft Krankheit und Not gerade in diesen Zeiten Einzug halten, wird den Segen der Konfirmandensparkasse würdigen. Das wöchentliche Einsammeln des Geldes geschieht in der Regel ehrenamtlich, und da das Geld in der Sparkasse deponiert und von ihr verwaltet wird, ist für die Einleger jedes Risiko ausgeschlossen. Alma Gebauer.

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