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Es ist doch wunderbar, daß so viele schöne Damen, die auf Anzug und Schmuck mehr wie zu viel Wert legen, ihre Hände vernachlässigen. Außer dem Gesicht sieht man doch die Hände am meisten; besonders wird die Aufmerksamkeit bei einer Frau auf die Hände gelenkt, wenn sie Handarbeiten macht, und gerade da sieht eine reine, gut gepflegte Hand so schön aus. Die Mode wechselt ja auch den Schnitt der Nägel, aber abgesehen davon, kann man doch stets seine Hände ordentlich halten. Man muß die Nägel oft schneiden, sie nicht zu lang werden lassen und auch nicht zu sehr schneiden, besonders die Ecken, die sich dem Finger an den Seiten am meisten nähern, dürfen nicht zu tief abgeschnitten werden, weil sich dann leicht Nietnägel bilden. Beim Waschen muß man stets mittelst des Handtuchs die Haut am unteren Ende des Nagels hinunter schieben, damit der helle Halbmond immer sichtbar bleibt. Das Reinigen der Nägel muß niemals mit eisernem oder stählernem Instrument geschehen, sondern nur mit einem solchen aus Knochen oder Elfenbein; ein mehrmals zusammengelegtes Papier, das man einknifft, ist ein guter Nagelreiniger. Sind die Nägel in der Wirtschaft von Obstsaft schmutzig geworden, so hilft Zitronensaft, oder indem man die Hände über Schwefeldampf hält. Spröde Nägel reibt man mit etwas Öl abends ein und poliert sie morgens mit einem wollenen Lappen.
Das sind so die Regeln und Mittel für den Menschen, der nicht Zeit hat, sich lange mit derartigen Sachen zu beschäftigen, sondern nur der Reinlichkeit und dem Schönheitssinn genügen will. Für andere, die nichts anfassen und auf ihre Toilette des Morgens Stunden der Arbeit verwenden, gibt es ganz prächtig ausgestattete Nagelreinigungs- und -pflegeetuis, und in den größeren Städten kann man sich sogar eine Nagelpflegerin mieten, die täglich kommt und mit Polieren, Schneiden und Feilen wahre Kunstwerke aus den schlechtesten Nägeln macht.
Selbst Schminke und Farbe werden dabei verwendet.
Unter einem gut gewachsenen Nagel versteht man einen langen, mandelförmigen, mit gewölbtem Rücken und rosiger, durchsichtiger Farbe ohne weiße Fleckchen, die meist Druckstellen sind und leicht durch Metallreiniger hervorgerufen werden.
Doch nun noch schnell zu den Füßen, das sind oft arme, mißhandelte Dinger! Nur ein tägliches Fußbad, häufiges Bürsten und Reinigen mit einem Elfenbeininstrument hält die Nägel rein, denn der Staub und die Fäserchen von den Strümpfen schmutzen täglich ganz bedeutend. Das öftere vorsichtige Schneiden ist hier von großer Wichtigkeit, denn sehr leicht kann sich eine Zehe an einem schlecht geschnittenen Nagel entzünden, und wie viele Menschen haben an eingewachsenen Nägeln die heftigsten Schmerzen gehabt! Man darf bei den Füßen nie ganz bis zu den Ecken abschneiden, und sollte sich mal an diesen Stellen eine rote Stelle zeigen, so schiebt man ein Stückchen weißes, starkes Schreibpapier unter die scharfe Kante des Nagels und knifft es nach oben über, das schont sehr und kann Entzündungen verhindern.
Rein die Rede, rein der Sinn,
Ordnung draußen, Ordnung drin.
Frau v. Werner.