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Geh' ich nach dem ew'gen Regen
Durch den Wald bei früher Zeit,
Ei wie macht auf allen Wegen
Sich das Volk der Pilze breit.
Zwischen Dorn und Hagebutte
Truppweis' an des Pfades Rand
Stehn sie hier in weißer Kutte,
Dort in braunem Mönchsgewand.
Andre blähn gleich Kardinälen
Sich in flachem Scharlachhut,
Ach, und vollends nicht zu zählen
Ist die schwarzgefleckte Brut.
Aus der bunten Schar, die Geibel hier so treffend charakterisiert, wählen wir uns vier, die schon vom Mai ab bis spät in den Herbst hinein zu finden sind. Ihr Äußeres, gelbliche, hellbraune, dunkel samtbraune Hüte, läßt vermuten, daß wenigstens keiner der schlimmsten Giftmischer darunter steckt. Alle vier Arten haben Schirmform, zeigen aber in Gestalt und Größe des Hutes und in der Dicke des tragenden Stiels bedeutende Unterschiede. Dick und massig, wie bei den meisten Boletus-Arten, ist der Stiel und der Schirm des Steinpilzes. Von der Unterseite betrachtet weist der Schirm eine Menge feiner, nadelstichweiter Röhren auf, deren Mündung weiß, bei älteren Exemplaren auch gelb und grünlich gefärbt ist. Beim Schwefelkopf und Stockschwämmchen zwingt die Zusammenscharung der einzelnen Pilze zu Büscheln von 20 und mehr Exemplaren den Stengel meist zu zierlicher Krümmung. Beide Pilze, die man häufig an alten Baumstümpfen und Wurzelstöcken zusammen trifft, haben am Stiel unweit des Hutes einen Hautring. An dieser Stelle war der Rand des Hutes anfänglich durch eine dünne Haut, einen »Schleier«, mit dem Stiel verwachsen, so daß man an den jüngsten Mitgliedern der Kolonie die Unterseite des Hutes noch nicht sehen kann. Bei fortschreitendem Wachstum zerreißt der Schleier und läßt den Ring zurück. Während der Stiel des Büschelkopfes glatt ist, zeigt der des Stockschwämmchens zahlreiche feine Schüppchen, ein Merkmal, das ihm den Namen Stock-Schüppling gegeben hat. Der vierte Pilz endlich, der Nelken-Schwindling, zeigt einen trockenledergelben, am Rande bisweilen gezähnten Hut und einen peinlich geraden, hohen, mit zartem, weißem Filz überzogenen Stiel.
Wenn wir die Unterseite des Hutes bei den drei zuletzt genannten Arten ansehen, so fällt uns der Unterschied zwischen ihr und der Unterseite des Steinpilzes auf. Strahlenförmig ziehen sich hier feine Blättchen, sogenannte Lamellen, vom Stiel nach dem Hutrande, wie Radien vom Kreismittelpunkt zur Peripherie. Ihre Färbung ist verschieden. Man rechnet nach diesem Merkmal die drei zuletzt betrachteten Pilze zu den Blätterpilzen, den Steinpilz aber zu den Löcherpilzen oder Röhrenschwämmen.
Diese Lamellen- und Porenschichten, welche, durch das mehr oder minder dicke Fleisch des Hutes geschützt, zur Erde schauen, sind die wichtigsten Organe des Pilzes. Nehmen wir von den vier Pilzarten je ein recht schönes, von Schnecken, Käfern und Fliegenlarven noch nicht angegriffenes Exemplar nach Hause und legen sie, nachdem wir den Stiel abgeschnitten, so auf ein Blatt Papier, daß die Lamellen und Poren dieses berühren. Nach 12 bis 24 Stunden, je nach dem Alter des Pilzes, finden wir das Blatt unter den Hüten mit einem feinen Pulver von verschiedener Farbe, z. B. schwarzpurpurn beim Schwefelkopf, lehm- oder rostgelb beim Stockschwämmchen, bestreut. Dieses Pulver besteht aus zahllosen Fortpflanzungszellen oder Sporen des Pilzes, die sich auf kleinen Erhöhungen an den Lamellen und in den Röhren bilden. In freier Natur werden diese Sporen teils durch den Wind, teils durch Insekten und Nacktschnecken, die sich vom Fleisch und den Lamellen der Pilze nähren und deren Darm die Sporen ungeschädigt durchwandern, weit verbreitet. An geeigneten Orten keimen sie und wachsen in der Erde oder in stockendem Holz und faulenden Stoffen zu einem Gewirr feiner weißer Fäden, einem sogenannten Pilzlager oder Mycelium, aus. Dieses entnimmt seine Nahrung dem lebenden Gewebe anderer Pflanzen und sogar von Tieren oder aus verwesenden Organismen; die Pilze sind unfähig, sich selbständig zu ernähren, also Schmarotzer – wenn sie aus lebenden – , Fäulnisbewohner – wenn sie auf abgestorbenen Stoffen ihren Nährboden finden. Aus dem Pilzlager erhebt sich zu geeigneter Zeit durch verwachsen vieler aufwärts strebender Pilzfäden der Hut, der oberirdische Teil des Gewächses und freilich, als der Träger der Fortpflanzungszellen, auch der wichtigste.
Zum Schluß seien die wichtigsten Merkmale unserer vier Pilzarten genannt. Der Steinpilz, Steinröhrling oder Herrenpilz, besitzt weißes, nur im Alter sich etwas rötlich färbendes Fleisch, von dem sich das weiße, später gelbliche Röhrenlager leicht ablösen läßt. Der hellbraune, ringlose Stiel ist mit einem Netz von Maschen versehen. Der Geruch des Steinpilzes ist angenehm, sein Geschmack nußartig. Er wächst in Laub- und Nadelwäldern und liefert eine sehr wohlschmeckende Beigabe zur Suppe und, für sich bereitet, ein vorzügliches Gemüse.
Der büschelige Schwefelkopf besitzt schwefelgelben, in der Mitte dunkleren Hut, dessen Blätter anfangs ebenfalls gelb, später aber grünlich und endlich schwarzgrün werden. Das Fleisch ist hellgelb, von unangenehmem Geruch und bitterem Geschmacke. Der Pilz ist giftig.
Das häufig neben ihm wachsende Stockschwämmchen, dessen Hut und Stiel oben beschrieben sind, besitzt ein bräunliches, etwas wässeriges Fleisch von aromatischem, obstartigem Geruch und angenehmem Geschmack; es liefert deshalb einen guten und gesuchten Suppenpilz.
Während die vorgenannten im Walde wachsen, zeigt sich der Nelken-Schwindling auf Wiesen und grasigen Feldrainen. Die erste Hälfte seines Namens verdankt er seinem stark würzigen, nelkenartigen Duft, mit dem sich ein sehr angenehmer Geschmack verbindet, die zweite Hälfte dem Umstand, daß er getrocknet außerordentlich zusammenschrumpft. Er gehört wegen seines Wohlgeschmacks zu den feinsten Suppenpilzen.
Stamm der Hautpilze oder Schwämme, Hymenomycetes; Fam. der Röhrenschwämme oder Polyporaceae ( Boletus) und der Blätterschwämme oder Agaricaceae ( Hypholoma, Pholiota und Marasmius). Schaeff. = Schaeffer, Huds. = Hudson.