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siehe Bildunterschrift

Wiesenbocksbart, Tragopógon praténsis L.

Wie ein stolzer Ritter erhebt sich der Bocksbart auf der Wiese über seine kleineren Familienverwandten. Die schmalen, etwas graugrünen, glattrandigen Blätter, der schlanke, unbehaarte Stengel, der von Milchsaft strotzt, die großen, dunkelgoldgelben Blüten, die sich nur am frühen Morgen öffnen und gegen 9 Uhr bereits wieder schließen, geben ihm ein kühnes, herrisches Aussehen. Und auch aus seinen Lebensäußerungen spricht Selbstbewußtsein und Nahrhaftigkeit. Sämtliche Blüten eines Köpfchens sind zungenförmig. Die sie einschließende Hülle, der »Korb«, besteht aus etwa einem Dutzend Hüllblättchen, die am Grunde etwas verwachsen sind und dort in den verdickten Blütenstiel übergehen. Sobald diese Stelle des Stiels und die Blütenhülle mit einem rauhen Gegenstande berührt werden, quillt in kleinen Tröpfchen weiße Milch hervor, ein Abwehrmittel gegen von unten aufkletternde Käfer und Ameisen, die mit ihren scharfen Krallen die Oberhaut leicht ritzen und durch oben austretenden bitteren, klebenden Saft zurückgescheucht werden. Schon früh morgens öffnen sich die Köpfe, indem die zungenförmigen Teile der Blüten sich nach außen krümmen und ihre obere Seite dem Himmel zuwenden. Das Schließen dagegen geschieht durch Aufrichten und Einwärtskrümmen der gelben Zungen. Hierbei werden notwendig die Narben der äußeren gegen den Pollen der inneren Blüten gedrückt, so daß eine Kreuzung der Nachbarblüten stattfindet. Die Zahl der Blütchen in einem Korbe steigt bis gegen 100, Früchte habe ich 60 bis 80 gezählt. Jedes der rauhen Schließfrüchtchen trägt auf langem Schnabel eine Federkrone aus langen, stark gefiederten Haaren. Diese liegen, bis die Früchte reif sind, eng aneinandergeschlossen in dem dicht anschließenden Hüllkelch und geben dem Fruchtstand dann das Aussehen eines eleganten Bocksbartes. Nach vollendeter Reife drängen die sich spreizenden Haarkronen die Hülle auseinander, breiten sich wie Fallschirme aus und schweben mit den anhängenden Früchten im Winde davon.

Vereinblütler, Compositen. Kl. XIX. zweijährig. Mai – August. Höhe 0,30 – 0,60 m.

 


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