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siehe Bildunterschrift

Gemeine Stechpalme, ilex Aquifólium L.

In Hecken und Waldungen und von da wegen seines dunklen Laubes und des roten Beerenschmucks in Gärten und Parkanlagen verpflanzt, gedeiht der immergrüne Hülsebaum, die Stechpalme oder Stecheiche. Ihre derben, glänzenden Blätter sind durch die verdickte Oberhaut gegen Verdunstung geschützt und daher langlebig. An den unteren Teilen des Strauches sind sie dornig gezähnt und halten wehrhaft Vieh und Menschenkind in respektvoller Entfernung. Je weiter nach oben das Blatt steht, desto sanfter gewellt und stachelloser wird sein Rand, und am oberen Teile des Stammes sieht man nur ganzrandiges, eirundes Blattwerk. Diesen Schutz der unteren Belaubung durch Stacheln, Dornen oder Zähne, die an den höheren Laubpartieen der betreffenden Gewächse fehlen, weisen auch manche anderen Pflanzen unserer Flora auf. von dem dunklen Laube heben sich im Frühjahre die in den Blattachseln gehäuft stehenden Blüten, im Herbst und Winter die beerenähnlichen roten Steinfrüchte vortrefflich ab. Letztere sind bisweilen auch gelb und werden von Drosseln, Wildtauben, Rebhühnern und andern Vögeln gerne gefressen. Daher sieht man im Walde unter den Ruheplätzen dieser Tierchen häufig junge, von ihnen gesäte Stechpalmsträucher aufsprießen. – Fromme Sage erklärt die Stacheleiche für den Baum, der Zweige und Blätter zur Dornenkrone des Herrn geliefert habe. Daher sei der Glanz des erbleichenden Heilandhauptes auf die Blätter seines Todesschmucks übergegangen, und sein Blut habe den Rand und die Spitzen rot gefärbt. Deshalb ist er auch jetzt noch besonders heilkräftig; sein getrocknetes Laub schützt die ungetauften Kinder vor den Anfechtungen des Bösen und wird deshalb in manchen Gegenden in die Stuben und vor die Fenster gestreut; ein Theeaufguß aus den Fruchtkernen soll das Steinleiden heben. In hoher Ehre steht die Stechpalme in England, wo ihr Grün am Weihnachtsabend den deutschen Tannenbaum vertritt.

Stechpalmengewächse, Aquifoliaceen. KI. IV. Holzgewächs. Mai, Juni. H. 1,00 bis 7,00 m.

 


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