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Die Kultur der Maulbeerbäume ist in Asien, ihrer Heimat, uralt; in China wurde die weißfrüchtige Art schon 4000 Jahre vor Chr. angepflanzt. Als der Seidenbau in Europa eingeführt wurde, verbreitete sie sich auch hier rasch, und in Deutschland setzte man im 17. und 18. Jahrhundert hohe Erwartungen auf ihren Anbau. So erhielt z. B. die preußische Societät der Wissenschaften 1707 von König Friedrich I. das Privilegium des alleinigen Anbaus der Maulbeerbäume, so daß niemand in preußischen Landen Macht haben sollte, »dergleichen Maulbeer Bäume oder Büsche, Hecken undt Zeune davon aufzuziehen und von den Blättern dieser sowohl alß anderer Bäume und Gewächße die Seide zu erzielen.« Damals entstanden zahlreiche Plantagen und Alleen, und am Hofe trug man aus einheimischer Seide verfertigte Kleider. Da die Seidenraupen aber häufig erkrankten und eingingen, so verlor sich der Enthusiasmus allmählich und man überließ den Mittelmeerländern die Seidenkultur.
Aus jener Zeit hat sich der Baum bei uns als Garten- und Alleebaum erhalten und steht bei den Kindern wegen seiner Beeren in hoher Gunst. Die Staub- und Fruchtblüten, zahlreich zu kleinen Kätzchen vereinigt, bewohnen einhäusig denselben Baum. Die einfachen Hüllen der Fruchtblüten wachsen über der winzigen Schließfrucht zusammen und bilden eine brombeerähnliche Scheinfrucht, die von der weißen Maulbeere süßlich fade, von der schwarzfrüchtigen Art angenehm süßsauer schmeckt. Die Blätter der letzteren, in Form und Randbildung sehr veränderlich und an den jüngsten Trieben hopfenblattähnlich, eignen sich wegen ihrer Dicke, der Rauheit ihrer Oberseite und der Behaarung ihrer Unterseite weniger zum Raupenfutter als das feinere Laub der weißen Maulbeere, deren Holz wegen seiner Härte zu feinen Tischler- und Drechslerarbeiten vorzüglich geeignet ist.
Maulbeergewächse, Moraceen. Kl. XXI. Mai. H. 7,00 – 13,00 m.