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Zu den interessantesten Sträuchern unserer Flora gehört unstreitig der Sauerdorn oder die Berberitze; dafür zeugen schon seine vielen Volksnamen, Sauerach, Essigdorn, Weinzäpfchen, Berbesbeeren u. a. Im Schutze der dreizinkigen Dornen, verwandelter Blätter, sprossen im Frühling die jungen Triebe hervor und erfreuen sich, solange sie noch hinter den Dornspitzen stehen, eines vollkommenen Schutzes gegen den Biß weidender Tiere, besonders der Ziegen. Aus einem Kranz von Blättern erhebt sich die hängende Blütentraube, deren Blumen in prachtvollem Gelb prangen, aber unangenehm, an Weißdornduft erinnernd, riechen. Trotzdem werden sie wegen des im Blütengrunde reichlich abgesonderten Honigs fleißig besucht. Die sechs Pollenblätter sind vom Fruchtknoten abgewandt schräg nach außen gerichtet. Ihr unteres Drittel ist sehr reizbar, und wenn das Insekt, was beim Saugen unvermeidlich ist, mit dem Rüssel die empfindliche Stelle berührt, so schnellt das Pollenblatt plötzlich mit einem Ruck empor, trifft Kopf, Rüssel oder Vorderbeine des Störenfrieds und beladet ihn dort mit Pollen, der beim Besuch der nächsten Blüte auf der breiten Narbe abgestreift wird. – Die hochroten, zwei- bis dreisamigen Beeren sind schwach bläulich bereift und liefern infolge ihres großen Gehalts an freier Apfelsäure den stärksten Pflanzenessig. Sie dienen zur Bereitung des Berberitzensyrups, können bei Limonaden den Citronensaft ersetzen und werden mit Zucker eingemacht. Die jungen Blätter sind als Sauergemüse verwendbar. – Trotz seiner empfehlenswerten Eigenschaften ist der Sauerdorn für Getreidefelder eine gefährliche Nachbarschaft. Auf seinen Blättern schmarotzt ein Becherrostpilz (Puccinia graminis), der in einer zweiten, von ihm ausgehenden Form auf Gräser- und Getreidepflanzen übersiedelt und deren Blätter zerstört. Es empfiehlt sich also, Berberitzenhecken in der Nähe von Kornfeldern auszurotten.
Sauerdorngewächse, Berberidaceen. Kl. VI. . Mai, Juni. H. 1,25 – 2,50 m.