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Die Pflanze, welche man für die Stammmutter der zahlreichen Kohlarten unserer Felder und Gärten hält, kommt wildwachsend nur auf Klippen am Mittelmeer, vereinzelt an der Nordküste Frankreichs und der Südküste Englands und auf Helgoland vor. Sie besitzt einen dicken, 2 bis 3 Jahre ausdauernden, verholzenden Wurzelstock, der aufrechte Stengel von 1/3 – 2/3 m Höhe treibt. Die kahlen, meergrünen Blätter sind unten gestielt, groß und leierförmig ausgeschweift, oben länglich und stiellos, den Stengel mit breitem Grunde umfassend. Die Blütentraube verlängert sich vor dem Aufblühen der ansehnlichen weißgelben, seltener weißen Kreuzblüten. Der Kelch der letzteren bleibt auch nach dem Aufblühen geschlossen, die Staubgefäße stehen gleich den Kelchblättern sämtlich aufrecht. Die Frucht ist eine Schote, welche wie bei allen Früchten der Cruciferen durch eine dünne Haut in zwei Abteilungen geschieden ist. Diese Membran ist in einem schmalen Rahmen ausgespannt, und an ihm sind an seinen Stielchen die Samen aufgehängt. Die Schote öffnet sich, indem sich die beiden Fruchtwände von unten nach oben vom Rahmen ablösen. Dann kann der Wind die nur lose befestigten Samen abschütteln und verbreiten.
Durch jahrtausendelange Kultur sind aus dieser Stammpflanze zahlreiche Varietäten entstanden, die zu den wichtigsten Nutzpflanzen gehören. Der Kopfkohl hat einen kurzen Stamm, dessen große, glatte Blätter sich gewölbartig über ihm zusammenschließen und einen festen Kopf bilden; nach der Färbung unterscheidet man Rotkohl und den vielfach zu Sauerkraut fabrikmäßig verarbeiteten Weißkohl. – Beim Blattkohl schießt der Stengel in die Höhe und trägt ausgebreitete, keinen geschlossenen Kopf bildende Blätter, nach deren Gestalt und Farbe der gemeine Blattkohl, der Grünkohl und der Kraus- oder Braunkohl unterschieden werden. – Beim Rosenkohl bilden sich an dem hochgewachsenen Stengel halbgeschlossene Endköpfchen und zahlreiche, rosenknospenähnliche, geschlossene Seitenköpfchen, aus denen im Frühjahr des folgenden Jahres die Blütenstände hervortreten würden. – Die Blätter des Welsch- oder Wirsingkohls bilden, entweder ungeteilt oder kraus, blasig aufgetrieben, geschlitzt, ein lockeres, rundliches oder längliches Köpfchen; man nennt ihn auch Savoyerkohl. – Beim Blumenkohl verdicken sich die oberen Blätter und die Blütenstiele zu einer gelblich-weißen, käseartigen Masse – daher auch Käsekohl – , in welcher die oft fehlschlagenden Blüten verborgen sind. Ihm ist der Brokkoli oder Spargelkohl ähnlich. – Beim Kohlrabi verdickt sich der Stengelgrund über dem Boden zu einer weißfleischigen, mit den Blattstielschuppen besetzten, kugeligen Masse. Man nennt ihn auch Obererd- oder Oberkohlrabi, im Gegensatz zum Erdkohlrabi oder der Kohlrübe, welche durch Verdickung des Wurzelhalses des Rapses ( Brassica Napus, s. Tafel VI) entsteht.
Kreuzblümler oder Cruciferen. Kl. XV. . Mai, Juni. H. sehr verschieden.