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Der Waldmeister wächst mit Vorliebe im Buchenwalde. Hier erheben sich die schlanken Stämmchen mit den quirlförmig angeordneten zarten Blättern meist truppweise, indem unterirdische, ablegerbildende Sprosse von der Mutterpflanze aus nach allen Seiten den Boden durchziehen und im Frühling mit den Enden hervortreten. In demselben Maße, wie sie sich vorne teilen und emporsprossen, sterben sie nach rückwärts ab und trennen sich so vom alten Stamm und von einander. Der von der ganzen Pflanze wie von ihren Blüten ausgehende Cumarinduft, dem Menschen so angenehm, widersteht den Waldtieren und hält sie ab, sich an der Pflanze zu vergreifen. Dieses Duftes wegen sammelt man den Waldmeister zur Bereitung des Maitranks; doch ist er auch manchen anderen Pflanzen eigen, und die käuflich zu erhaltende Waldmeisteressenz wird nicht aus unserm Kraut, sondern aus der Tonkabohne, der Frucht eines ausländischen Baumes, bereitet. Derselbe Duft, der die großen Feinde des Waldmeisters zurückscheucht, zieht seine kleinen geflügelten Freunde zu den Blüten, die in Trugdolden auf der Spitze des Stengels stehen; zu ihnen lockt auch der im Grunde der kleinen Blütenröhre befindliche Honig. Bleibt die Fremdbestäubung trotz dieser Lockmittel aus, so fällt der Staub aus den Untheren der vier kleinen Staubblätter auf die eigene Narbe, und es tritt Selbstbestäubung ein. Der unterständige Fruchtknoten entwickelt sich zu einer mit steifen, hakigen Borsten besetzten kugeligen Frucht, welche in derselben Weise verbreitet wird wie die der Linnäe.
Als echtes Waldkind kann der Waldmeister den Schatten der mächtigen Baumkronen nicht entbehren; nur hier zeigen feine Blattquirle ihre tiefgrüne Färbung. Wenn die Buchen gefällt werden und die Sonnenstrahlen auf den moosigen Waldboden herniederbrennen, wird er krank und bleich und verkümmert allmählich; deshalb gelingt es auch nicht, ihn in den Garten zu verpflanzen: immer werden wir ihn in seiner grünen schattigen Heimat aufsuchen müssen.
Rötengewächse, Rubiaceen. Kl. IV. . Mai, Juni. H. 0,10 – 0,20 m.