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Ich hört' ein silbern Glöcklein läuten
Und wo es klang, da schmolz der Schnee –
so und in hundert andern Weisen singen die Dichter vom Schneeglöckchen, und wenn es Anlage zum Stolzwerden in sich trüge, so hätte es das zierlich nickende Köpfchen schon längst emporgehoben. Seine Bescheidenheit hat jedoch einen guten Grund. Angelockt von dem feinen Duft, den das Schneeglöckchen aushaucht, stellen sich bald allerlei hungrige Gäste ein, die aus dem Winterschlaf erwacht überall nach Nahrung für den knurrenden Magen umherspähen, besonders braune und schwarze Ameisen. Behend klimmen sie am schlanken Stengel zur hängenden Blüte empor und versuchen, an dieser abwärts in das Innere des Glöckchens zu kommen, um den Blütenstaub der 6 Staubblätter und vor allem den Honig zu rauben, der in einem Grübchen rings um den langen Griffel sitzt. Aber bei ihren Versuchen, um den Rand der Blütenblätter herum sich in die Glocke zu schwingen, purzeln sie regelmäßig wieder auf den Erdboden. Da nützt kein Bemühen, Schneeglöckchen will diesem Besuch keinen Tisch decken; es spart seine Schätze für seine geflügelten Freunde, die pelzhaarigen Hummeln und Erdbienen, und wenn Frost und Schnee diese in ihren Höhlen zurückhalten, so verzichtet es auf die Bildung neuer Samen. Die im Boden ausdauernde Zwiebel verheißt ihm für das nächste Jahr doch eine fröhliche Auferstehung.
Fam. der Amaryllisgewächse oder Amaryllidaceen. Klasse VI. Februar bis April. H. 0,08 – 0,15 m.